Bild: Im HGB 40 über Hamlet sprechen: Mit Felicitas Arnold, Stefan Hunstein, Johan Simons und Mercy Dorcas Otieno., Intendant*innen im Hörsaal Bild: fufu

Podiumsdiskussion. Vergangenen Mittwoch konnte im HGB 40 über die neue Hamlet-Inszenierung (:bsz 1216) von Schauspielhausintendant Johan Simons geplaudert werden.

Es soll die erste Veranstaltung in diesem Stil sein und keine Ausnahme, heißt es zur Begrüßung von Moderator und RUB-Dozent Prof. Roland Weidle vom Englischen Seminar. Passenderweise ist der erste Gast zur Podiumsdiskussion im Hörsaal der amtierende Leiter des Schauspielhaus Bochum, der vor der Bilanz seines ersten Jahres in der Ruhrgebietsstadt steht. „Es ist das schönste (Schauspiel)Haus in Deutschland“, heißt es von Johan Simons, der das Bochumer Theaterhaus schon als Student kennenlernte: „Man kann alles sehen. Sogar die Füße!“
Neben der guten Sicht im Saal und dem fantastischen Foyer gefalle ihm vor allem die Vielfalt des aktuellen Bochumer Schauspielhausensembles. „Diese Vielfalt ins Publikum zu bringen“, sei deshalb auch eine der Aufgaben für ihn und die Darsteller*innen. Dennoch habe man im Schauspielhaus das Gefühl, das Bochumer Publikum kenne die Stücke schon, weshalb Teil des Fazits auch ist, dass über Stadt- und Landesgrenzen hinweg mehr Zuschauer*innen vom neuen Schauspiel in Bochum Wind bekommen müssten.
Doch Simons war nicht allein bei der Podiumsdiskussion in dem fast bis auf den letzten Platz besetzten HGB 40. Begleitet wurde er an diesem Tag auch von den Schauspieler*innen Mercy Dorcas Otieno und Stefan Hunstein, die in Simons Hamlet Inszenierung, Gertrude, die Mutter Hamlets und Claudius, Hamlets Onkel und Mörder seines Vaters, spielen. Schauspielerin Mercy war spontan für die zuvor angekündigte Jing Xiang eingesprungen.

Besonders Claudius Darsteller Hunstein formulierte sehr persönlich, was das Bochumer Schauspielhaus ihm bedeutet. Nicht nur, dass er bereits Spielzeiten auf der Bochumer Bühne absolviert hat, sondern, dass seine ersten Berührungen mit dem Theater grundliegend von Bochum geprägt sind. So habe sich seine Leidenschaft schon in Kindertagen entwickelt, als sein Vater ihn mit ins Schauspielhaus Bochum nahm. Auch in seiner Jugendzeit hat es ihn zu abenteuerlichen Handlungen gebracht. Mit 16 Jahren habe er aufgrund einer Aufführung von Anton Tschechows „Die Möwe“ kurzerhand für drei Tage auf einem Bochumer Friedhof übernachtet, um besagte Inszenierung drei Tage in Folge zu sehen. Einzig und allein mit einem Freund, Rucksack und Schlafsäcken, habe er sich dafür von seiner damaligen Heimatstadt Kassel aufgemacht und nach einem ersten Platzverweis bei der Schlafplatzsuche im Stadtpark, ging es über die Mauer und auf die Friedhofswiese, zum nächtigen. Alles für die Theaterliebe.
Ebendiese Liebe möchte das Schauspielhaus Bochum unter der Leitung Simons vermitteln. Daher auch die offenen Diskussionen mit dem Publikum, die nicht nur im Hörsaal sondern mittlerweile auch häufiger im Schauspielhaus selbst stattfinden. Man möchte das Publikum kennenlernen, ihnen näherbringen, was man auf der Bühne tut und warum Theater die Kunst des Moments ist. Denn darum ging es bei der Dramaturgie und Regie des Bochumer Hamlets. Obwohl die Worte von Shakespeare über 400 Jahre alt sind, versucht man den Stoff hier möglichst nah, lebendig und vermittelbar zu gestalten und das gelingt (:bsz 1215). In der offenen Q&A-Runde konnten alle Anwesenden im HGB 40 ihre persönlichen Fragen stellen. Auffällig dabei war, dass vor allem Dozierende aus RUB-Fakultäten die meisten Fragen gestellt haben, größtenteils sehr shakespeare-spezifische.
Selbst der Moderator hatte sich kurzerhand in der offenen Diskussionsrunde noch mal selbst auf die Liste der Fragenden gesetzt. Das ist Leidenschaft.

                           :Christian Feras Kaddoura

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