Honorierung. Die sozialwissenschaftliche Auszeichnung und die Überreichung des Hans-Kilian-Preises erhielt der indische Psychologe und Soziologe Ashis Nandy in Bochum.
Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung erhielt der Psychoanalytiker Ashis Nandy am Freitag, den 9. Mai, mit 80.000 Euro deutschlandweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften. „Hans Kilian hat immer wieder die Aufgabe der Sozialwissenschaft und der Psychoanalyse betont, das Unsichtbare und das, was manche Gesellschaften gerne unsichtbar machen würden, dem Verbergen und Vergessen zu entreißen“, so Ashis Nandy anlässlich seiner Auszeichnung. „In einer Welt, in der ehemals schützende und sichtbare Gemeinschaften mehr und mehr zerstört und durch anonymisierende Massengesellschaften verdrängt werden, ist diese Aufgabe dringlicher denn je.“
Sein Wirken
Der indische Psychoanalytiker und Sozialtheoretiker Ashis Nandy ist einer der führenden Intellektuellen Indiens und Mitbegründer der weltweiten Postcolonial Studies. Selbst in der indischen postkolonialen Kultur verwurzelt, setzt Nandy sich mit dieser kritisch auseinander und bearbeitet die vielfältigen Felder sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschung interdisziplinär. Mit westlichen Theorietraditionen analysiert Nandy nichtwestliche Kontexte und setzt so Akzente seiner Arbeit. Dadurch konnten sowohl eine Betrachtung der indischen Gesellschaft und ihre Nachwirkungen des Kolonialismus erbracht werden sowie eine Stärkung der Psychoanalyse. Nandy wies daraufhin, dass diese auf nichtwestliche Lebensformen und Befindlichkeiten zu untersuchen sei. Dem indischen Intellektuellen gelingt es mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten politische Debatten anzuregen.
Dorothee Wierling, Vorsitzende des Preiskuratoriums und Vorstandsmitglied der Köhler-Stiftung beschreibt und würdigt Nandy wie folgt: „Ashis Nandys ungebremste Neugierde, seine Güte und gelassene Weisheit in Bezug auf die sozialpsychologische Welt, sein unerschütterlicher Anti-Nationalismus und der unbeirrbare Glaube an das Potenzial der Menschen, mitfühlende Gesellschaften zu errichten, machen seine Stimme für uns alle bedeutsam.“
Der Forschungspreis wird seit 2011 alle zwei Jahre an internationale Wissenschaftler*innen verliehen, die in ihren Arbeiten interdisziplinär und kreativ arbeiten. Seit August 2014 ist der Hans-Kilian-Preis Teil des Hans Kilian und Lotte Köhler Centrums (KKC) und am Lehrstuhl für Sozialpsychologie und Sozialtheorie der Ruhr-Universität Bochum institutionalisiert.
:Sarah Tsah
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