Kommentar. Letzte Woche war es wieder so weit: Studierende konnten die heiß begehrten UNICUM Wundertüten ergattern.
Wenn der Monat am dunkelsten ist, der Kühlschrank bloß kalte und alte Pizza beinhaltet, der Vorrat nur aus Nudeln sowie Ketchup besteht und im Portmonnaie
gähnende Leere herrscht, dann kommt sie in schillernder Rüstung: Die UNICUM Wundertüte, die jedes Mal zu Semesterbeginn verteilt wird. Für viele kommt diese Tüte gerade gelegen, denn in ihr befinden sich hilfreiche Dinge, wie Süßigkeiten, Getränke, Kaffeepulver oder Gutscheine. Doch ist sie wirklich so verheißungsvoll? In der vergangenen Woche war wieder altbewährtes wie das Kaffeepulver, ein Nesquik-Riegel oder ein Kondom drin, aber auch etwas Neues wie die Zahnseide-Sticks oder die Oreo-Kekse. Jedes Mal eine neue Überraschung.
Glücks- versus Schuldgefühle
Seien wir mal ehrlich: Wer benutzt wirklich alles, was in dieser Tüte drin steckt? Ein Drittel des Inhalts ist sowieso nur Werbung, die keiner benötigt und für Dinge, die sich einige Studierende nicht leisten können. Ein weiteres Drittel verschenken die meisten Studierende, weil sie das entweder nicht mögen oder nicht gebrauchen können. Und dann ist da noch die Papiertüte, die man nicht recyceln kann, da sie zu schnell kaputt geht und von vielen achtlos in die Natur geschmissen wird – und wer will schon mit einer schnell reißbaren Tüte, auf der eine Kondomwerbung drauf ist, rumlaufen? Und dennoch: Jedes Semester stellen sich die Studierenden an, um eine Tüte zu bekommen. Denn sie verheißt, dass alles wieder gut wird, dass es sich doch lohnt, Student*in zu sein und wer will schon dieses wohlig warme Herzklopfen missachten, das einem beim Wort „umsonst“ erfüllt? Und hinterher ist man stolz und glücklich wie ein kleines Kind an Weihnachten, wenn man seinen Schaaatz in den Händen hält. Ganz ausgefeilte Spar-Füchse und Spar-Fähe wissen auch, wie man die Tüten öfters im Semester bekommt oder wo es weitere Wundertüten (nicht unbedingt von UNICUM) gibt. Diese Tüten sind also ein Fluch und ein Segen zugleich. Man fragt sich jedes Mal: Soll ich mich da wirklich anstellen? Um schlussendlich wieder in der Schlange zu stehen.
:Maike Grabow
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