Party. Die Initiative „Religionsfrei im Revier“ (RiR) macht das Tanzen an Karfreitag in NRW zum ersten Mal legal. Auch über Landesgrenzen hinweg stoßen sie damit auf Solidarität. Im Riff wurde dieser Abend mit Film und Tanz gefeiert.
Wie war das noch mit den stillen Feiertagen? Kurz und knapp gibt es in Nordrhein-Westfalen ein Feiertagsgesetz, das jegliche Art von Tanzveranstaltung oder das Vorführen von über 700 von der FSK ausgewählten Filmtiteln, die als ungeeignet für diese Zeit der Besinnlichkeit gelten, untersagt. Eigentlich handelt es sich hierbei nur um einen Schutzparagraf für Konkurrenzveranstaltungen der Kirche, was gegen Ende der 50er-Jahre unter damaliger Mehrheit von CDU und CSU beschlossen wurde. Viele sehen sich durch das Gesetz jedoch in ihrer Freiheit unterdrückt. Es stamme aus einer Zeit in der religiöse Verhältnisse klarer, beziehungsweise weniger divers waren. Ein großer Teil der Bevölkerung glaubt mittlerweile an andere Dinge, sei es theistischer oder atheistischer Natur.
So auch die Bochumer Initiative Religionsfrei im Revier. Für sie ist das Verbot eine klerikale Bevormundung des Staates, dass die persönliche Freiheit untergrabe: „Dass man am Karfreitag nicht tanzen darf, ist ja eigentlich lächerlich bis egal“, so Martin Budich, Aktivist der Initiative RiR. „Uns geht es eher darum, auf das Thema aufmerksam zu machen, dass Leute bestraft werden, die sich nicht an christliche Gesetze halten, egal ob sie diesen Glauben teilen oder nicht.“ Dies sei in seinen Augen typisch für einen fundamentalistischen, aber das Gegenteil eines freien Staates.
Der Glaube, selbst zu entscheiden
Budich und der fast volle Riff-Kinosaal sind sich einig, dass die Gesetzeslage nicht mehr repräsentativ und auch nicht im Sinne der Trennung von Kirche und Staat fungiere. Dies beginnt und endet für sie nicht bei den bisherigen Verboten der stillen Feiertage, sondern zielt auf jegliche Gesetze ab, die nach wie vor bekennend gläubige Christen bevorzugen, Nicht-Christen jedoch teilweise aus Sozialbereichen ausklammern. „Privilegien bringen Rassismus“, resümiert Budich.
Für die Initiative ist es ein langer, von Jahr zu Jahr medienwirksamerer Kampf, bei dem sie alle verantwortlichen Instanzen bereits durchgegangen sind. Um die 20 Fernsehbeiträge berichteten bereits über sie und selbst die britische Presse amüsierte sich über das Aufführungsverbot des Monty Phyton Klassikers. Der RiR konnte derweil schon klare Erfolge verbuchen. Nachdem sie lange Zeit bereit waren, Strafen für die alljährliche „Das Leben des Brian“-Vorführung zu zahlen, durften sie es letztes Jahr aufgrund einer Sondergenehmigung zum ersten Mal ganz legal und dieses Jahr sogar mit anschließendem Tanz veranstalten. So wurde vergangenen Freitag, nach der Filmvorführung, zum ersten legalen Karfreitagstanz ins Riff eingeladen, was die Besucher bis 23 Uhr wild tanzend ausnutzen. „Der größte Erfolg dabei sind die vielen Solidaritätsveranstaltungen. Unser Ziel ist das Feiertagsgesetz ganz abzuschaffen.“
:Christian Feras Kaddoura
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