Bild: Neues Album „Gallipoli“: Beirut findet zu alten Stärken zurück. , Neues Album von Beirut Bild: Juan Bendana https://www.flickr.com/photos/65763797@N00/4431005344 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en

Musik. Die Kultband Beirut hat mit „Gallipoli“ ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht. Auf dem neuen Album überzeugen sie mit alten und neuen Klängen und erreichen damit vergangene Höhepunkte.

Mit „Gallipoli“ veröffentlichten Beirut jüngst ihr bereits fünftes Studioalbum. Nachdem das Vorgängeralbum „No No No“ einen poppigeren, akzentloseren Ton annahm, der sich niedergesetzt anfühlte, kehrt die Band rund um Frontmann Zach Condon auf „Gallipoli“ wieder in die Welt zurück. Denn schon immer zeichnete die Indie-Folk Band der Einfluss vieler traditioneller Musikarten aus einer Vielzahl von Ländern und Kulturen aus. Doch während frühere Alben wie „Gulag Orkestar“ oder „The Flying Club Cup“ ein Gefühl von rebellischer Jugend und Abenteuerlust vermittelten, kommt „Gallipoli“ mit einem veränderten, erwachseneren Eindruck einher. Es ist das musikalische Äquivalent zu dem*der erfahrenen Reisenden, der*die sich nach einiger Zeit des geregelten Alltags wieder der Weltenbummelei hingibt. Mit ebenso großer Begeisterung und einem besseren Verständnis für Ruhe, aber ohne die Erwartung, durch die Konfrontation mit Unbekanntem das eigene Selbst offenbart zu kriegen.


Rückkehr …

Auch musikalisch finden Beirut zu ihren alten Stärken zurück. Bereits der Eröffnungssong „When I Die“ kündigt in den ersten Sekunden die kennzeichnenden Flügelhorn- und Ukulele-Töne an, die auf dem Album wieder prominenter sind. Doch gleichzeitig verbindet die Band auf dem Album diese nachklingenden Sounds mit den heitereren Pianoklängen, wie sie auch auf „No No No“ zu hören waren und gelangt dadurch wie bei dem Song „Light in the Atoll“ zu einer durchweg interessanten Synthese aus den beiden Ansätzen.
Dabei ist „Gallipoli“ nicht ausgelassen. Dem Album haftet eine Schwere an, die beispielsweise in einem der herausstechendsten Lieder des Albums, „We Never Lived Here“, deutlich wird. Zu hektisch auf- und absteigenden Flügelhörnern, Posaunen, die wie die Signalhörner von Zügen in die Ferne rufen und gelegentlich eingestreuten wilden Trommeln, die an Maschinengewehre erinnern, singt Zach Condon in unaufgeregter Stimme: „We never lived here at all / Owned a coat in these halls / I came and went / Through shades closed to all”. Auch „Family Curse“ besticht durch eine komplexe Melancholie, die deutlich wird, wenn sich der Song nach der Hälfte öffnet.
 

… und Erneuerung

An anderen Stellen überrascht „Gallipoli“ mit unerwarteten Klängen. „Corfu“ bietet einen verwegen klingenden Mix aus Piano, Gitarre und Schlaginstrumenten. „On Mainau Island“ – benannt nach der Blumeninsel Mainau im Bodensee – klingt elektronisch und fernöstlich. Die Mischung aus Bekanntem und Neuem geben dem Album seinen Reiz. Und auch wenn manche Songs nicht überzeugen, zum Beispiel das sechsminütige „Gauze für Zah“, ist es der Band gelungen, ein durchweg gutes Album zu schaffen, das nicht nur alte Pfade betritt.
Zum Schluss steht „Fin“ – ein verträumter Instrumentalsong. „Fin“ scheint dabei nicht nur der Abschluss des Albums zu sein, sondern wirkt zugleich wie der Abschluss eines Kapitels und wie ein erleichtertes Ausatmen.

:Stefan Moll

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