Kommentar. „Verliebt, verlobt, verheiratet … geschieden“, den Ablauf gibt schon ein Kinderreim vor – Singlesein passt da nicht rein.
Valentinstag steht vor der Tür und kommt nicht allein: künstliche Aufgeregtheit und gezwungene Partner*innen-such-und-finde-Partys sind seine Begleiter. Besonders jetzt scheint der Beziehungsstatus von Frauen ein wichtiges Thema zu sein. Ständig werden Single-Frauen gefragt, fast schon belästigt, warum diese denn keinen Freund haben.
Diese Frage impliziert erstmal etwas Nettes, wie etwa: „Warum bist du noch Single? Du bist doch sooo [positives Adjektiv].“ Mitleid, aber vor allem Bestürzung macht sich bei dem*der Fragensteller*in breit, denn anscheinend ist der Singelzustand etwas Schlechtes, etwas das es zu verbessern gilt. Daher werden schnell noch im Anschluss ein paar Floskeln hinterhergeschoben und die Single-Lady vertröstet, dass die Männer blind seien oder der richtige noch kommen wird. Meist bleibt die Befragte eher passiv, lässt es über sich ergehen. Aber wehe der, die dann doch mal auf die Frage nach ihrem Beziehungsstatus antwortet und dann noch „behauptet“, dass sie aus freien Stücken in keiner Partnerschaft steckt. An dieser Stelle offenbart sich eigentlich die Einstellung des*der Fragenden: Fassungslosigkeit springt aus dem Gesicht. Die Frau scheint wohl wider die Natur zu handeln, denn eine Beziehung muss doch das angestrebte Ziel von Frauen sein. Alles andere ist seltsam und abnormal, oder etwa nicht?
Hirngespinste
Die Ursachen, warum sich jemand nicht für eine Beziehung entscheidet, sind mannigfaltig – die ausgedachten Gründe der Fragestellenden allerdings auch. In den Köpfen geht es wild her: ‚Ist sie vielleicht lesbisch oder gar asexuell?‘ Einige Spezis wissen es ganz genau: „Die tut nur so hart. Insgeheim wollen solche doch allen einen Partner.“ Weder noch. Auch wenn es Traditionalist*innen nicht wahrhaben wollen, dies gehört zur sexuellen Selbstbestimmung und ist durchaus aktiv entschieden. Die Single-Entscheidung als „bla bla“ abzutun, bedeutet dann auch nichts anderes, als die Meinung dieser Frauen nicht ernst zu nehmen. Mal abgesehen davon, gibt es doch mittlerweile viel mehr Beziehungskonzepte, die sich nicht auf eine klassische binäre Partnerschaft beschränken.
:Sarah Tsah
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