Kommentar. Die Akademie ging dieses Jahr bei den Oscar-Nominierten neue Wege und stieß Kritiker*innen vor den Kopf. Doch das ging gründlich schief. Einige Punkte wurden gar nicht beachtet, andere falsch behandelt. Doch warum legen wir noch immer so viel Wert auf diese Auszeichnung?
Für Einige ist dieser Preis das Lebensziel: Die Auszeichnung durch den Academy Award. Der Filmpreis ehrt jährlich die besten Filme des Vorjahres. Doch schon seit einigen Jahren hagelt es immer wieder Kritik an den Oscar, wie die Auszeichnung umgangssprachlich heißt. Wie werden die Reaktionen sein, wenn es am 24. Februar 2019 heißt „And the Oscar goes to…“
Rassismus und Marketing
Zunächst scheint die erste Nominierung eines Superhelden-Werkes verwunderlich. „Black Panther“ kann gleich sieben Trophäen gewinnen, darunter auch für die Kategorie „Bester Film“. Einige glauben, dass „Black Panther“ nur wegen seines oberflächlichen politischen Wertes und seiner „Black Power“ ausgewählt wurde, um gegen die Rassismusvorwürfe zu arbeiten, die die Maschinerie schon seit Jahren ertragen muss. Großer Protest bleibt diesmal aus. #OscarsSoWhite – ein Relikt der Vergangenheit. Vielleicht gibt man sich mit diesen Nominierungen zufrieden, was für all diejenigen, die sich schon seit Jahren für einen diversen Oscar einsetzen, nur ein Trostpflaster ist.
Ein banalerer Grund für die Nominierung: Marvel-Studioboss Kevin Feige tat alles dafür, die Nominierung in der Kategorie „Bester Film“ zu erreichen. Mit einer Kampagne und Walt Disney als Unterstützung gelang diese schließlich. Auch Netflix versuchte es. Um zum ersten Mal bei den Oscars für den besten Film nominiert zu werden, wurde „Roma“ für kurze Zeit auf die Leinwand gebracht, denn das ist eine Voraussetzung. Bei diesem Film gibt es wenigstens noch einen künstlerischen Wert. Bei den anderen Nominierten in dieser Kategorie fehlt dieser. Natürlich sind „A Star Is Born“ und „Bohemian Rhapsody“ schöne Filme, doch welchen wegweisenden Wert haben sie für die Filmbranche? Durch diese populären Filme versucht man nur, die Einschaltquoten der Preisverleihung wieder in die Höhe
zu treiben.
Die Leerausgegangenen
Die Oscar-Nominierungen 2019 sind für zwei Gruppen besonders schwer zu ertragen: für die Frauen und die Filme mit einem künstlerischen Mehrwert. Obwohl es durchaus Anwärterinnen auf die Kategorie „Beste Regie“ gegeben hätte, wird sie dieses Jahr mal wieder nur von Männern ausgefüllt. Nicht ganz so populäre Filme, die keine oder nur wenige Nominierungen haben, sind zum Beispiel „A Quiet Place“, „First Reformed“, „BlacKkKlansman“, „Maria Stuart“,…
Unglaubliche 9.000 Mitglieder der Academy dürfen über die Titel abstimmen. Sie sollen die Meinung von Vielen repräsentieren und die Filme auszeichnen, die eine besondere Aufmerksamkeit und Lob verdient haben. Doch alle Entscheidungen werden kritisiert. Natürlich, weil sie zum einen keine Gesamtmeinung, sondern ihre eigene Ansicht repräsentieren, und zum anderen weil die Oscars doch noch stark von den Organisator*innen geprägt sind. Doch warum verleihen wir diesen Fehlentscheidungen so viel Bedeutung? Warum sind uns die Oscars so wichtig? Wenn wir uns nicht auf Nominierungen festlegen, wenn wir mal nach links und rechts schauen und dort sehen, was für Auszeichnungen und Filme es noch gibt, wenn wir durch unsere Kinobesuche selbst entscheiden würden, welche Art von Film wir sehen und loben wollen, könnte alles anders sein.
:Maike Grabow
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