Bild: Sie schrieben Geschichte: (v.l.n.r.) Marie-Theres Knäpper, Christine Lindemann, Gela Sterzenbach, Astrid Petermeier, Madeleine Doneit, Katja Teichmann. , Mitten in der Geschichte der Frauenbewegung an der RUB Bild: sat

Gleichheit. Einen runden Geburtstag feierten zusammen vergangenen Samstag Feminist*innen verschiedener Dekaden. Anlass gab das 40-jährige Bestehen der Frauen*bibliothek der RUB sowie die Abschlussveranstaltung des Digitalisierungsprojektes der Lieselle.

Im „atelier automatique“ luden Katja Teichmann und Madeline Doneit zum Geburtstag der Frauen*bibliothek ein – das vierzigjährige Bestehen war aber nicht alleiniger Anlass, denn die Beiden hatten den Abschluss ihres Archivprojekts zu feiern. Seit September 2017 arbeiten sie die studentische „Frauen- und Lesbenbewegung an der RUB“ auf und archivierten und digitalisierten die gesammelten Materialien der letzten vier Dekaden. Das Projekt gliedert sich in das 2018 online gegangene Portal „Digitales Deutsches Frauenarchiv“ (DDF) ein und beleuchtet einen Blickwinkel auf die Frauenbewegung in Westdeutschland. 37 Aktenordner mit Flugblättern, Plakaten, Infoheften und Zeitschriften seit Ende der 1970er galt es zu katalogisieren, zu archivieren und digitalisieren. Dabei hatten Katja und Madeline den Anspruch die Dokumente soweit aufzubereiten, dass künftige Wissenschaftler*innen und Interessierte jederzeit darauf zurückgreifen können. Unterstützung erhielten sie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Ruhr-Universität und dem AStA.

Pumps und Perlen treffen auf lila Latzhosen

Die Geschichte der Frauenbewegung an der RUB ist nicht alt – eine wiederkehrende Kernaussage des Abends. Besonders anhand der Rednerinnenliste und gleichzeitig auch Akteurinnen der Frauen- Lesbenbewegung an der RUB wurde diese erst kurze Zeit ins Bewusstsein gerufen.
Astrid Petermeier, Mitbegründerin des Frauenarchivs – heute Frauen*bibliothek Lieselle – erzählte über die Beschaffung von wissenschaftlichen Arbeiten über und von Frauen und die Diskussionen mit Professoren. Da es noch kein Frauenreferat gab und der RCDS-AStA keine Gelder für das Archiv zur Verfügung stellte, wurden lila eingefärbte Windeln verkauft. Den ersten Schwung Bücher konnte sie sich dann doch noch kaufen: Eine RCDS-lerin übergab dem Frauenarchiv eine einmalige Finanzspritze. „Ihr müsst Euch das so vorstellen: Pumps und Perlenkette trifft auf Lila-Latzhosenfraktion“.
Die Aufgabe des Frauenarchivs damals bat den Interessierten nicht nur Literatur, sondern wurde als „Beratungskompetenz auf der Frauenforschung“, benutzt, fasst Petermeier zusammen. „Wir wussten, wo Literatur zu finden war, wir hatten die Literaturlisten aus den Seminararbeiten und wir wussten, wer an welchem Thema dran sitzt und konnten dann verknüpfen.“

Viel Wut – Viel Arbeit

 „Jede Menge Wut über die bestehenden Verhältnisse“, erklärt Marie-Theres Knäpper über die Beweggründe der Etablierung eines autonomen Frauenreferats im Jahre 1978. Sie gehörte neben Christine Lindemann zu den ersten gewählten Referentinnen des heutigen AF*LR (Autonomes Frauen- und Lesbenreferat) und bedankt sich für die Archivarbeit, denn außer „Wut, völlig unverbrauchten Optimismus und das Bewusstsein, vollkommen im Recht zu sein“, hatten die ersten Referentinnen nach eigenen Angaben nichts. Neue Strukturen, Ringvorlesungen und ein wöchentliches Treffen mit etwa 30 Interessierten wurde etabliert. „Das war für viele Studentinnen eine Möglichkeit, an dieser grauen Betonuni ihren Ort zum Wohlfühlen zu finden“, beurteilt Lindemann.  
Mit insgesamt 25 bezahlten Wochenstunden arbeiteten Katja und Madeline 40 Jahre Frauengeschichte an der RUB auf – dabei gingen einige Überstunden freiwillig in das Projekt ein.
Die Frauen*bibliothek Lieselle ist im GA 02/60 zu finden – der Frauen*raum befindet sich in GA 04/61. Das DDF findet ihr unter www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de                      

 

          :Sarah Tsah
 

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