Kommentar. Das Theater Dortmund hat seine Mindestgage erhöht. Warum dieser Schritt trotzdem nicht genügt.
Natürlich kann man sich über 400 Euro mehr im Monat freuen. Selbst wenn von diesem Geld nach steuerlichen Abzügen nicht mehr viel übrig bleibt. Und wenn man missachtet, dass man für die Rente etwas zurücklegen sollte. Wir dürfen uns kurz freuen. Juhu. Doch dann sollten wir auf dem Boden der Tatsachen zurückkommen. Diese Lohnerhöhung am Theater Dortmund betrifft nur die Beschäftigten des Normalvertrags (NV) Bühne und die Schauspieler*innen am Kinder- und Jugendtheater KJT sowie des Schauspielensembles. Ebenso bezieht sich diese Erhöhung auf ein einziges Theater von vielen in Deutschland. Wie viele sagen: „Es ist ein erster Schritt“. Aber selbst für einen ersten Schritt zu wenig.
Gagentabelle kann helfen
So fordert das ensemble-netwerk, ein Zusammenschluss von verschiedenen Theaterschaffenden, eine Mindesteinstiegsgage von 2.500 Euro und darüber hinaus die Einführung einer Gagentabelle, angelehnt an die des Tarifvertrags öffentlicher Dienste. Dafür rief es im Mai dieses Jahres zur „Parade der Darstellenden Künste“ auf (:bsz 1166).
Wie sich auf der Parade auch zeigte, dürfen die anderen Mitarbeitenden im Theaterbetrieb nicht vergessen werden. Denn auch wenn viele es nicht hören wollen: Die Theaterkasse und die Reinigungskräfte gehören ebenso zum Theaterbetrieb. Auch die Unterscheidung von Geschlechtern spielt eine Rolle. So verdienen Männer im Durchschnitt im Theater mehr als Frauen. Abhilfe könnte die Anpassung an eine Gagentabelle leisten.
Die Fördermittel des Landes NRW wurden erst dieses Jahr erhöht: Die Unterstützung für die Sparten Oper, Schauspiel, Tanz und Orchester wird bis zum Jahr 2022 um 20 Millionen Euro auf etwa 40 Millionen angehoben. Könnte man von diesem Geld nicht diejenigen unterstützen, die dafür verantwortlich sind, dass es diese Sparten überhaupt gibt? Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die jedoch nur auf das Land NRW bezogen wäre. In Zukunft ist eine Erhöhung der Mindestgage bundesweit nötig, um die Kunst am Leben zu erhalten bevor keine*r mehr Lust hat, für nichts zu arbeiten.
:Maike Grabow
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