Wöchentlich sorgen sie für neue Schlagzeilen: Die Neue Rechte, die vom völkischen Höcke-Flügel der AfD über Götz Kubitscheks Anataios-Verlag bis hin zur Identitären Bewegung reicht, die vor allem in Frankreich oder Österreich umtriebig ist. Doch die Argumente und Ängste, welche die NeofaschistInnen in den Sozialen Medien oder anderen Kanälen verbreiten, sind alles andere als neue Ideen, wie auch die Forschungsergebnisse des Historikers Helmut Kellershohn bestätigen.
Seit 1987 hat Kellershohn in dem von ihm mitgegründeten und unabhängigen Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) Studien zu Rechtsextremismus, Strömungen der Konservativen Revolution oder dem völkischen Nationalismus verfasst und herausgebracht. Im Bahnhof Langendreer hielt der Rechtsextremismusforscher am 30. Mai einen Vortrag über die Entwicklung von der völkischen zur Identitären Bewegung.
Volk als zentraler Begriff
Denn die ideologischen Prämissen von Sellner und Co. finden ihren Ausgang bereits im 19. Jahrhunderts, als sich die völkische Sammelbewegung aufstellte. Trotz der verschiedenen Strömungen drehte sich der Diskurs der Völkischen vor allem um einen Begriff: Das Volk wurde als überzeitliches Kollektiv-Subjekt propagiert. Antisemiten wie Gobineau oder Chamberlain wurden gelesen, der Volksfeind war konstruiert.
„Theorien“ wie die von der sogenannten „Umvölkung“ nahmen ihren Ursprung in der völkischen Bewegung. Heute tauchen sie wieder als Argumentationsmuster der Neuen Rechten auf. Nur im neuen Gewand. Etwa in Renaud Camus‘ Pamphlet „Revolte gegen den großen Austausch“, die Bibel der Identitären. Nicht die einzigen Ideen aus der rechten Gruft, die recycelt werden, wie Kellershohn darlegte: „Der Volksbegriff wird an den Kulturbegriff gekoppelt.“ Viel harmloser sei dieser sogenannte Ethnopluralismus jedoch nicht, im Gegenteil, so der Historiker über die politischen Ziele der Identitären: „Menschen, die nicht zu diesem Volk gehören, sollen entfernt werden“.
:Benjamin Trilling
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