Kommentar. Die Veröffentlichung des Trailers zu „Battlefield V“ am 23. Mai sorgt für Diskussionen: Männer sehen ihre Spielerfahrung von Frauen bedroht und wollen die Veröffentlichung des Videospiels stoppen. Wie tolerant ist die Gaming-Szene?
„Battlefield V“ – V steht für Victory. Doch siegreich waren die EntwicklerInnen von Dice damit nicht. Ein Online-Kommentar dazu: „V steht für Vagina“. Warum der Protest gegen den fünften Teil der beliebten Shooter-Reihe? Grund dafür ist der Trailer. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die im Zweiten Weltkrieg kämpft und eine Metall-Prothese trägt. Die Reaktionen der männlichen Gamer sind Ablehnung und Zorn.
Die Vorwürfe: Es habe keine kämpfenden Frauen im Zweiten Weltkrieg gegeben und die Prothese sei eine unrealistische Darstellung. Sieht man davon ab, dass auch Frauen im Zweiten Weltkrieg kämpften und Metall-Prothesen bereits existierten, gibt es andere unrealistische Aspekte im Trailer. So richten sich die EntwicklerInnen nur lose an historische Ereignisse oder physikalische Gesetze.
My Battlefield
Eine kämpfende Frau verletzt zu sehr das Ego männlicher Gamer. So mussten die Männer in den letzten Jahrzehnten schon die Gleichberechtigung, das Brechen von klassischen Rollenbildern, das Unterdrücken von „Komplimenten“ an Frauen sowie den Verlust von wichtigen Machtpositionen ertragen. Nun müssen sie auch noch in ihrem letzten von Testosteron tropfenden Territorium, den Egoshooter-Spielen, Platz für Gamerinnen machen. Statt männliche Avatare, haben sie nun die Möglichkeit, eine Frau zu wählen.
Diese Ungeheuerlichkeit lassen die Männer nicht mit sich machen. Unter dem Hashtag #NotMyBattlefield versuchen sie, eine Änderung vor der Veröffentlichung am 19. Oktober zu bewirken. Zugegeben: Nicht alle Männer stören sich an der weiblichen Figur, viele finden einfach den Trailer nicht authentisch und verteidigen den weiblichen Avatar. Aber was man alles unter dem Hashtag liest, ist erschreckend. Ein Tweet lautet: „Vorschlag: An alle Heldenhaften Mädels. Haut euch freiwillig mit 5 KG Hammer auf die eigene rechte Hand und filmt das. Das schaff ihr nicht. Alles nur warme leise Püpser.“ Ein anderer hat auch kein handfestes Argument: „Ich möchte ein historisch korrektes #BattlefieldV Kein politisch korrektes!“ Ich höre nur „Mimimi“.
Kein Platz für Frauenhass
Und was sagen die Gamerinnen dazu? Sie schweigen die meiste Zeit. Kritik sind sie leider schon gewohnt, aber genauso wissen sie, dass eine Änderung kommen wird. Eine Einführung von weiblichen Charakteren ist längst überfällig und nicht zu stoppen. Dice-Manager Oskar Gabrielson meldet sich bei Twitter zu Wort: „Lasst mich eine Sache klarstellen. Auswahlmöglichkeiten für Spieler und spielbare weibliche Charaktere sind gekommen, um zu bleiben.“ Die Wahl zwischen einem weiblichen und einen männlichen Charakter sei da. Genauso habe das Spiel nie den Anspruch gehabt, realistische Szenen darzustellen, sondern Spaß zu machen. Und diesen Spaß werden die Gamerinnen sich nicht entgehen lassen. Sie sind schon lange Teil der Szene und durch weibliche Charaktere können sie präsenter werden. Wenn Mann sich über sowas aufregt, dann soll er halt keine Frau spielen oder erst gar nicht spielen. Denn die meisten SpielerInnen der GamerInnen-Szene sind offen für Veränderungen und jede Art von SpielerInnen und Charakteren. Da hat Frauenhass keinen Platz.
:Maike Grabow
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