Rezension. Der Underground-Rapper The Last Emperor hat kürzlich gemeinsam mit dem Produzenten Haak Filmore ein neues Album unter dem Titel „Jungle Jim – Season 1“ veröffentlicht und liefert Abenteuergeschichten mit Spaßfaktor.
„In West-Philadelphia – born and raised“ rappte Will Smith im Titelsong seiner TV-Serie „Der Prinz von Bel-Air“. Diese Worte treffen auch auf Jamal Gray zu, der gleichzeitig dieselbe High-School besuchte wie der Hollywoodstar. Gray studierte anschließend zuerst Politikwissenschaften und machte sich dann bei Open-Mic-Veranstaltungen als The Last Emperor einen Namen als talentierter, intelligenter und kreativer Rapper, dessen Vokabular und Inhalte sich von der Masse des Gangsta-Raps abheben: Anstatt von Drogen, Gewalt und Sex, handeln seine Texte von Comics, Cartoons, Superhelden, wilden Tieren und exotischen Orten. Aber auch das Leben nach dem Tod oder die langjährige Liebe eines alten Ehepaars thematisiert er. So zog er Ende der 1990er Jahre die Aufmerksamkeit des bekannten Produzenten Dr. Dre auf sich und durfte einen Vertrag bei dessen Plattenfirma Aftermath unterschreiben. Dort landete allerdings zeitgleich ein junger Mann namens Marshall Mathers, der als Eminem schnell die gesamte Energie des Labels beanspruchte. The Last Emperor sah sich gezwungen, Aftermath wieder zu verlassen. 2003 konnte er endlich sein Debütalbum „Music, Magic, Myth“ bei einem kleinen Independent-Label veröffentlichen. Während dieses in Underground-Hip-Hop-Kreisen gelobt wurde, fand es im Mainstream kaum Beachtung. In den folgenden Jahren folgten zwei Mixtapes und in unregelmäßigen Abständen neue Tracks, die zwar nur noch von wenigen bemerkt wurden, Fans aber immer überzeugen konnten. Als man, ab etwa 2011, nur noch selten Neuigkeiten von ihm hörte, kamen sogar Gerüchte über seinen Tod auf. Tatsächlich ging The Last Emperor, der inzwischen 46 Jahre alt ist, einer regulären Arbeit mit geregelten Arbeitszeiten nach. Trotzdem hat er nun mit Hilfe des Produzenten Haak Filmore sein zweites Album veröffentlicht – 15 Jahre nach dem ersten. Er erzählte, warum: „Unsere Motivation für dieses Album ist, wieder Spaß in das Hip-Hop-Genre zu bringen.“
Spaß in der Wildnis
Und tatsächlich verbreitet das Album namens „Jungle Jim“ Spaß beim Hören: The Last Emperor rappt über das gesamte Konzeptalbum hinweg, abgesehen vom Bonustrack am Ende, aus der Perspektive des Charakters Jungle Jim, einem Großwildjäger und Forscher, der auf der gleichnamigen Comicserie aus den 1930er Jahren basiert und an Indiana Jones erinnert. Der heldenhafte Jim erlebt zahlreiche Abenteuer in Südostasien und ist imstande, sämtliche Kreaturen des Dschungels zu besiegen – von den gefährlichsten Tieren bis hin zur „skeleton army of Skull Island“. Dabei wird immer wieder deutlich, dass der Urwald eine Metapher für die Straßen der amerikanischen Großstadt sowie das Hip-Hop-Geschäft ist: „I’m from the concrete jungle, the wildlife preserve. / Full of killer gorillas and foul types of birds”, rappt er gleich zu Beginn des Albums und macht wenig später deutlich, dass man sich besser nicht mit ihm anlegt: „I’m the reason these rap-cats come up with excuses, the reason underground rap is ruthless / I’m the reason the sabretooth-tiger is toothless.“
Symbiose von Beats und Reimen
Musikalisch gesehen lässt sich das Album nicht vom aktuellen Trap-Hype beeinflussen. Haak Filmore hat stattdessen zeitlose Boom-Bap-Beats produziert, auf die The Last Emperor mit seiner tiefen, rauen Stimme und seiner deutlichen Aussprache virtuos flowt. Mumble-Rap und Autotune sucht man hier also vergeblich. Stattdessen stellt er mit außergewöhnlichen Reimschemata eindrucksvoll unter Beweis, dass man ihn noch immer zu den besten Rappern zählen kann. Darüber hinaus kommt er völlig ohne Schimpfwörter und Gangsta-Gehabe aus. Auch wenn das Album, verglichen mit seinen vorherigen Werken, etwas weniger tiefgründig, sozialkritisch und inhaltlich abwechslungsreich ist, ist dieses Abenteuer-Hörbuch auf Hip-Hop-Beats doch sehr kurzweilig und bringt den versprochenen Spaß. „Jungle Jim“ ist als Soundtrack für den Sommer 2018 allen zu empfehlen, die sich Musik anhören und nicht nur zu ihr tanzen wollen.
Gastautor :Jan Turek
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