Rezension. Was hören an den Frühlingsabenden? Wir wissen, ob die neuen LPs von Thirty Seconds to Mars und Dermot Kennedy was taugen.
Im Westen nichts Neues
Beinahe eine Dekade ist es her, seit Thirty Seconds to Mars ihre letzte gute Platte „This is War“ herausgebracht haben. Nach Filmprojekten von Leadsänger und Teilzeit-Jesus Jared Leto und dem Intermezzo mit „LOVE LUST FAITH+DREAM“ (2013) kommt nun „AMERICA.“ Musikalisch knüpfen die Künstler an den Vorgänger an. Das bedeutet: Elektroklänge, die Gitarren ersetzen und so unterstreichen, dass die Band der Alternative-Szene endgültig den Rücken gekehrt haben. Machen wir es konkret: Vor uns haben wir ein Pop-Album.
Mit dem Titel – und den zehn verschiedenen Covern, die gemeinsam eine Mindmap zum Thema USA mit Stichworten wie „Kayne“, „Donald“ und „Mickey“ bilden – kommentieren 30STM die aktuelle US-amerikanische Gesellschaft. Inhaltlich setzt sich Leto allerdings eher mit sich selbst als mit der Gesellschaft auseinander. Tatsächlicher Höhepunkt ist (erschreckenderweise) eine Ballade: „Love Is Madness“, in freundlicher Koproduktion mit US-Popsternchen Halsey.
Am Ende der Platte angekommen bleibt das wehmütige Gefühl, dass man mit manchen Bands doch abschließen sollte. Und die Frage, was Drummer Shannon Leto nun macht; jetzt, wo er durch eine Drum Machine ersetzt wurde.
Melancholia
Wer lieber echten Sound anstelle versuchter Gesellschaftskritik bevorzugt, der ist mit der neuen EP „Mike Dean Presents: Dermot Kennedy“ von dem Iren Dermot Kennedy gut aufgehoben. Der Singersongwriter ist mehr als seine Gitarre – er nimmt den Sound von Kollegen wie Ciaran Lavery oder Glen Hansard und mischt progressive Klänge und Beats dazu, die seine Platte damit über den üblichen Folk- und Indiesound der Sparte heben. Dabei schafft es Kennedy, ein Spannungsfeld innerhalb der Stimmungen aufzubauen. Sind Songs wie „Couldn’t Tell“ oder „Swim Good“ melancholisch und lassen den Hörenden voller Sehnsucht nach einem Mehr zurück, ist „Moments Passed“ dank einer Remixversion tanz-und bewegungstauglicher. Das mit fünf Songs kurz geratene Werk macht Lust auf mehr innovative Indievibes. Ein Geheimtipp, mit dem gerechnet werden muss!
:Andrea Lorenz
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