Vortrag. Bei „Reichsbürger, Selbstverwalter und Souveränisten“ ging Politikwissenschaftler Jan Rathje auf die Grundlagen der Bewegungen ein und stellte Wege vor, diesen zu entgegnen.
Studierende und Interessierte füllten den Vorlesungssaal, um mehr über ein Thema zu erfahren, dass oftmals sowohl skurril als auch aufgrund der Aktionsbereitschaft seiner AnhängerInnen wichtig ist. Im Vortrag erklärte Jan Rathje, Politikwissenschaftler bei der Amadeu Antonio Stiftung, den Ursprung einer Reihe von Verschwörungstheorien, die dem Reichsbürgertum zugrunde liegen. Dies gehe aus dem Nationalsozialismus hervor und auf zentrale Personen wie Manfred Roeder oder Wolfgang Ebel zurück. Die Bewegung sei jedoch nicht als eins zu sehen. Denn ein wesentliches Charakteristikum dieser Art VerschwörungstheoretikerInnen ist eine permanente Spaltung in Subgruppen und Ableger. „So passiert das recht häufig. Immer wenn jemand querschießt oder eine noch absurdere Vorstellung entwickelt, sind das agent provocateurs oder Menschen, die vom Verfassungsschutz gesteuert die Sache in den Dreck ziehen sollen“, erklärt Rathje über die inneren Anfeindungen.
Versteckter Antisemitismus
„Das Ganze hat einen historischen Ursprung, auf den sich in den offenen Kreisen auch recht offen zurückbezogen wird, nämlich den Mythos der jüdischen Weltverschwörung“, erklärte der Politikwissenschaftler. Gleichzeitig haben VerschwörungstheoretikerInnen mittlerweile die Verwendung von StellvertreterInnenbezeichnungen angenommen, um gesellschaftsfähiger zu wirken. Wenn zum Beispiel von der „Neuen Weltordnung“ oder Personen wie George Soros als fadenziehend gesprochen wird, sind dies klare Bezüge auf antisemitische Ursprünge, so Rathje.
Beim Umgang mit VerschwörungstheoretikerInnen bringe es jedoch nichts, die Scheinargumente durch Gesetzesartikel und Paragraphen zu widerlegen. „Selbst Leute, die eine juristische Ausbildung haben, können das im Einzelnen nicht immer und unmittelbar widerlegen“, so Rathje. Stattdessen sollten rechtsextreme und antisemitische Elemente und Codes aufgezeigt werden. Außerdem sollten Straftaten zur Anzeige gebracht und erhaltenes Infomaterial an mobile Beratungsstellen weitergeleitet werden, damit diese wissen, was gerade herumgeht und darauf basierend Fortbildungen anbieten können.
:Stefan Moll
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