Bild: Martin Frommes Show bietet nicht nur Comedy: Er inkludiert. , Visualisierung von Menschen mit Behinderungen fehlt in den Deutschen Medien Bild: sat

Comedy. Am 17. Oktober lud das Autonome Referat für Menschen mit Behinderung und sämtlichen Beeinträchtigungen (AR-MSBM) zum Satire-Abend. Der körperbehindernderte Komiker Martin Fromme inkludierte das Publikum und die Bühne des KulturCafés.

Zu Beginn spricht Martin Fromme das Publikum mit bekannter Ruhrpott-Direktheit an: „Ihr seht es an meinem Körper – irgendetwas stimmt nicht“ – und gesteht, er wäre auch lieber schwul. Selbst bezeichnet er sich als Deutschlands ersten asymmetrischen Comedian.  Der Wanne-Eickler folgt mit seinem Showkonzept einem bereits bekannten Comedy-Schema: „Schwule, die über Schwule Witze machen – Türken, die über Türken Witze machen“. Doch die eineinhalbstündige Einlage bedient mehr als abgetane Klischees. Mit Ehrlichkeit, Wortwitz und Direktheit spricht Martin Fromme nicht nur die Lachmuskeln an. Er sensibilisiert Menschen ohne Behinderung, Menschen mit Behinderung nicht als trostlosen Teil der Gesellschaft zu sehen – gemäß dem Credo: „Behinderte haben keine Lebensfreude“. Überspitzt zeigt Fromme dazu ein Video, in dem er die Tücken des alltäglichen Café-Besuchs zeigt: in der rechten Hand ein Buch – und in der linken? Vergeblich versucht Fromme nach dem Kaffee zu greifen – doch wo keine Hand, da auch kein Kaffee. Fromme durchbricht nach der bestürzenden Erkenntnis die vierte Wand und zeigt sich herzzerreißend traurig.    

„Inklusion ist hip“

Fromme behandelt unter anderem die Themen Sex, Inklusion, Bevormundung, Politik und Arbeit. Klar, Menschen mit Behinderung sollen arbeiten, aber auch in einer Behindertenwerkstatt, die Landminen herstellt? Diese, nach Fromme, wahre Geschichte stellt er vor und deckt das Paradoxe teils entsetzt, teils erfreut auf: „Behinderte haben dafür gesorgt, dass es weiter Behinderte gibt“. Damit wachse die Anzahl der behinderten Menschen von zurzeit über eine Milliarde auf der Welt. „Wir sind eigentlich überaus mächtig“, merkt Fromme an. 

Ebenso kommen PolitikerInnen nicht zu kurz. Sei es nun im Zusammenhang mit „Arm im Alter“ – auf dem sich Fromme doch schon sehr gefreut hat oder die eingeschränkten Eigenschaften einiger Politikusse: Man stoße auf taube Ohren. Manche seien auch auf dem rechten oder linken Auge blind. 

Das Thema Inklusion empfindet er als gegenwärtig „in aller Munde“ und „irgendwie hip“. Sarkastisch erklärt er das In-Thema wie folgt: „Menschen mit Behinderung mitmachen lassen, obwohl sie es nicht können.“ Ein Videozusammenschnitt zeigt ihn als Lehrling bei einem Friseur, wobei amüsante Momente im Betrieb, im Publikum, aber auch bei den KundInnen aufkommen. Dabei sieht Fromme mit seiner Show einen wichtigen Schritt zur Inklusion. „Es gibt ja leider nahezu niemanden, der professionell als Körperbehinderter auf die Bühne kommt: Sei es als Komiker oder als Schauspieler. Es gibt keine Visualisierung von Behinderten in der Gesellschaft und für mich ist das ganz klar der inklusivste Ansatz, den man machen kann.“

In aller Freundschaft

Der Abend wurde durch das AR-MBSB gestaltet. Anfang 2015 stieß Fromme auf das damals drei Monate alte Referat. Seitdem wünschte er sich, an der RUB aufzutreten. Mit anfangs finanziellen Schwierigkeiten, schaffte das AR-MBSB mit Hilfe von SponsorInnen, darunter boskop und der AStA, die Show 2017 umzusetzen: „Wir haben uns extra den Geburtstag des KulturCafés ausgesucht“, versichert Laura Oprea, Referentin des AR-MBSB.

Martin Frommes Show läuft noch am 19. November und 26. Januar. Ansonsten gibt es noch das Buch zur Show: „Besser Arm ab, als arm dran“.

:Sarah Tsah

Darf man über Behinderten-Witze lachen? Lest dazu den Kommentar von Redakteurin Kendra!

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