Kommentar. In Deutschland bald für Hunde oder als Proteinriegel und in Österreich schon in den Supermärkten erhältlich.
Doch noch ekeln sich viele EuropäerIn vor dieser nussigen Proteinalternative. Dabei sind wir die Ausnahme, denn bereits 65 Prozent der Weltbevölkerung essen Insekten. „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht.“ Dieses altbekannte Sprichwort beschreibt gut die Skepsis der EU-Bevölkerung. Obwohl dieser evolutionäre und genetisch bedingte Schutzmechanismus heutzutage eigentlich überholt sein sollte, wenn man an die heutige Akzeptanz von Krokodil-Steak oder Sushi denkt.
Zukunftsessen
Schon seit 2003 forscht die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) zum diesem Thema und kommt zu dem Schluss, dass die Züchtung von Insekten ökologischer als die von herkömmlichem Fleisch sei. Dies liegt nicht nur an geringerem Wasser-, Futter- und CO2-Verbrauch, denn laut WWF sind Insekten zu 80 Prozent genießbar, beim Rind hingegen nur 50 Prozent. In Insekten steckt das Potential um den Welthunger ökologisch zu bekämpfen, sieht die FAO und hielt 2014 die „Insects to feed the world“ Konferenz. Das Ergebnis: Investitionsbereitschaft im privaten Sektor besteht, jedoch müssen Insekten erst als Lebensmittel legalisiert und akzeptiert werden. Anfang 2018 tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft die Insekten als neuartige Lebensmittel anerkennt, um eine fortschreitende Legalisierung zu ermöglichen.
Allerdings haben die Kleinen nicht nur Vorteile, denn sie fühlen sich erst bei über 25 Grad wohl. Das bedeutet extra heizen oder erfordert ein kreatives Produktionsmodell wie bei dem Schweizer Produzenten Entomos, der Erdwärme nutzt. Auch die Futterbilanz muss man differenziert betrachten, denn der Traum – die Veredelung von für uns nicht mehr genießbaren Lebensmitteln – ist hygienisch schwer umzusetzen und für einige KonsumentInnen mental schwer zu verdauen.
Und auch wenn es noch einige Hürden gibt. So bin ich mir, mit einem Rückblick auf Algen und rohem Fisch, die sich schneller durchgesetzt haben als erwartet und jetzt „hip“ sind, sicher. Es wird noch dauern, aber die Insekten werden ihren Platz im Supermarkt neben Sushi-Boxen und Sandwiches einnehmen.
:Gianluca Cultraro
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