Demonstration. Am vergangenen Samstag protestierten in Köln etwa 3.000 MuslimInnen und FreundInnen unter dem Motto „Nicht mit uns” gegen den Terror. Das waren zwar weniger als erwartet, die Botschaft war trotzdem unmissverständlich.
Immer wieder behaupten TerroristInnen, sie würden im Namen des Islam handeln. Auch in den letzten Wochen war dies bei Anschlägen in Manchester, London und Teheran der Fall. Nachdem Schreibfehler einen Terroralarm beim Rock am Ring-Festival ausgelöst hatten, unterstellte der Veranstalter des Festivals, Marek Lieberberg, dass sich MuslimInnen nicht ausreichend von TerroristInnen distanzieren und löste ein breites Medienecho aus.
Vor diesem Hintergrund hatten die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor gemeinsam mit dem Friedensaktivisten Tarek Mohamad eine Großdemonstration durch die Kölner Innenstadt organisiert. Im Vorfeld hatte sich allerdings der türkische Islam-Dachverband Ditib entschlossen, den Protest nicht zu unterstützen. Wohl vor allem deshalb blieb die TeilnehmerInnenzahl hinter den Erwartungen zurück.
Teil der Lösung oder des Problems?
Bei der Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt kritisierte die enttäuscht wirkende Kaddor, ohne ihn namentlich zu nennen, den Verband Ditib: „Ich glaube, es ist das falsche Signal, bei einem solchen Friedensmarsch nicht dabei zu sein.” Dennoch machte sie das Ziel der Veranstaltung klar. Es gehe nämlich darum, „dass wir gemeinsam sagen, dass Islamisten nicht in unserem Namen handeln”.
Nach Kaddor betrat der Kabarettist Fatih Çevikkollu die Bühne. Distanzierung setze Nähe voraus, erklärte er. Eine solche Nähe zwischen MuslimInnen und TerroristInnen existiere jedoch nicht. „Die, die den Unterschied [zwischen Muslimen und Terroristen] kennen, [seien] Teil der Lösung. Die, die den Unterschied nicht kennen, [seien] Teil des Problems”, führte er aus. „Den Terror können wir mit dieser Demo nicht stoppen, aber wir können ein Zeichen setzen”, ist er sich sicher.
Applaus beim Friedensmarsch
Im Anschluss begann der Friedensmarsch, teils begleitet von Applaus von außen. Zishan Khan von der Ahmadiyya Gemeinde Köln möchte „die Botschaft verbreiten, dass Islam Liebe für alle und Hass für keinen bedeutet.” Benedikt, 23, aus Essen ist selbst kein Moslem, möchte aber ein Zeichen setzen für eine „multikulturelle Gesellschaft” und ein „solidarisches Miteinander”. Jawad, 26, ist Moslem und der Meinung, dass der Islam von TerroristInnen missbraucht wird. Außerdem findet er es „unfair, wenn man die Muslime dazu dränge, sich abgrenzen zu müssen.” Es gebe sehr viele Aktionen von MuslimInnen gegen den Terrorismus, „die einfach keine Beachtung finden.” Seine Ehefrau Melanie, 25, ist Christin und findet, dass sich „alle Religionen für den Frieden einsetzen” sollten.
Auch mit Lamya Kaddor konnten wir sprechen. Auf die Frage, ob die Äußerungen von Herrn Lieberberg ausschlaggebend waren, die Veranstaltung ins Leben zu rufen, versicherte sie uns: „Das hatte mit ihm nichts zu tun. Es waren die letzten Anschläge. Das sind Sachen, die einen mehr als betroffen machen, gerade weil sie es im Namen des Islams machen.” Ihr Ziel sei es, der muslimischen Zivilgesellschaft ein Zeichen zu geben, sich zu erheben und wenn die sich die Fremdwahrnehmung über Muslime dadurch verbessere, sei das ein „positiver Nebeneffekt”.
:Katharina Cygan & Gastautor :Jan Turek
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