Bild: Präsenter Protest für Begegnungsorte und Wohnraum: Die BesetzerInnen an der Herner Straße wollen mit ihrem Konzept eine interagierende Nachbarschaft etablieren. , Konzept für die Zukunft vorgestellt Foto: lor

Freiraum. Wohn- und unkommerzielle Veranstaltungsmöglichkeiten sollen geschaffen werden. Am 8. Juni stellten die AktivistInnen ein Nutzungskonzept vor und appellierten an die Stadt, eine für den 22. Juni geplante Zwangsversteigerung zu verschieben.

Es geht voran in dem nun seit fast vier Wochen besetzten Haus an der Herner Straße 131: Renovierungsarbeiten, Konzerte,  Podiumsdiskussionen und großer Andrang. Nicht nur unter den NachbarInnen, die das Projekt begrüßen und unterstützen. So erscheinen auch viele MedienvertreterInnen am 8. Juni zur Pressekonferenz. Der WDR und Sat1 haben ihre Kameras auf die vermummten AktivistInnen gerichtet. Diese haben eingeladen, um ihr Nutzungskonzept vorzustellen.

Ihre Idee ist simpel wie einleuchtend: „Wir wollen dieses Haus zu einem Projekt machen, welches gemeinschaftliches Wohnen und Leben ermöglicht“, sagen sie. „Dazu haben wir bereits das Ladenlokal, eröffnet als nichtkommerzieller Raum der Begegnung wie auch des gegenseitigen Austausches für Nachbarschaft, Gruppen und Organisationen der verschiedensten Art.“

Seit 16 Jahren steht das Ladenlokal schon leer, seit einigen Monaten auch die letzten Wohnungen darüber. Die Eigentümerin hat bereits vor Wochen Anzeige erstattet, sodass die BesetzerInnen auch aktuell von Räumung gefährdet sind. In die Infrastruktur hat die Eigentümerin jedoch nicht investiert, das Haus befindet sich in einem schlechten Zustand. Doch in den letzten Tagen wurde viel getan: Es gab Sachspenden, AktivistInnen und NachbarInnen haben gemeinsam angepackt. „Daher fordern wir für eine langfristige Nutzung einen Rückzug der Anzeige“, erklären die BesetzerInnen, die aus Angst vor Repressionen anonym bleiben wollen. Mit ihrem Nutzungskonzept soll das Gebäude wieder zum Leben erweckt werden: Unten soll ein unkommerzieller Veranstaltungs- und Begegnungsort geschaffen werden, oben ein Wohnraum mit einer Gemeinschaftsetage. Und dieser Wohnraum soll günstiger sein als der aktuell rasant ansteigende Mietspiegel in Bochum-Hamme: „Das sind erste Anzeichen einer Gentrifizierung“, so die BesetzerInnen. „Und da sind natürlich viele Nachbarn solidarisch, weil sie nicht möchten, dass sich ihr Viertel so entwickelt.“

Warten auf die Stadt Bochum

Das nächste Ziel ist daher klar formuliert: Das besetzte Haus soll schnellstmöglich in einem legalen Rahmen genutzt werden. Denkbar seien dafür eine Kooperation mit dem Mietshäusersyndikat, dem Erbbaurecht oder der GLS-Bank. Und natürlich die Stadt Bochum, wie die AktivistInnen erklären: „Wir sehen die Stadt Bochum ganz klar in der Verantwortung, uns dieses Haus zur Verfügung zu stellen.“ Ihre Forderung: Die Stadt Bochum soll einen Pachtvertrag ausstellen, der eine langfristige Nutzung für ein solidarisches Wohnen und unkommerzielle Freizeitangebote ermöglicht.

An der Herner Straße gab es auch schon diesbezüglich Anfragen. Aber: „Von der Stadt gab es bisher keinerlei Reaktion, mit uns Kontakt aufnehmen zu wollen.“ Am 22. Juni steht das Haus zur Zwangsversteigerung, Gläubiger ist eine öffentliche Behörde.  Es wäre nicht die erste Immobilie, die in Bochum-Hamme zum Spekulationsobjekt wird. Umso stärker werden MieterInnen und NachbarInnen wohl auch in den nächsten Tagen das Projekt mit unterstützen, wie die Besetzer-Innen hoffen: „Sie sind einfach froh, dass dieses Haus wieder zum Leben erweckt wurde.“                            

 :Benjamin Trilling

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