Forschung. Uni Duisburg-Essen entdeckt einen Bereich in der DNA, der für die Erkrankung an Anorexia nervosa mitverantwortlich sein kann.
Anorexia nervosa, umgangssprachlich eher bekannt als Anorexie oder Magersucht, ist eine Erkrankung, die rein psychisch ist. Zumindest glauben das viele. Tatsächlich ist aber seit über 30 Jahren bekannt, dass es einen genetischen Aspekt gibt.
In Kooperation mit dem MIT, Harvard, dem Charité-Universitätsklinikum Berlin und einigen anderen Institutionen gelang es ForscherInnen der Uni Duisburg-Essen, erstmals einen ganz konkreten Bereich der DNA auszumachen, der an der Erkrankung beteiligt sein könnte. Fast 3.500 PatientInnen wurden im Zuge der Studie untersucht.
„Wir haben auf Chromosom 12 einen Bereich entdeckt, bei dem eine bestimmte genetische Variante gehäuft bei erkrankten Patientinnen auftritt“, so Prof. Anke Hinney von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Uni DuE. „Im näheren Umfeld liegen sechs Gene, im weiteren zwölf, die eine Erkrankung oder den Ausbruch dieser wahrscheinlicher machen könnten.“
Nachdem jetzt der Bereich der Veränderung entdeckt wurde, geht die Suche nach dem entsprechenden Gen weiter. Dennoch kann man sagen, dass dies nach Dekaden der Forschung, so Hinney, ein erster großer Durchbruch ist. Zu Anfang der Arbeit habe man in erster Linie KandidatInnentests gemacht und einzelne Hormone und deren Wirkung auf das Ess- bzw. Sättigungsverhalten/ -empfinden untersucht. „Das war nur mäßig erfolgreich.“
Weitere Untersuchungen werden folgen. Im Zuge derer sollen dann auch bessere Therapiemöglichkeiten untersucht werden.
Genetische Komponente könnte Betroffene entlasten
Anorexie ist die (psychische) Erkrankung mit der höchsten Mortalitätsrate (bis zu 20 Prozent). Die meisten Betroffenen sterben dabei nicht direkt an der massiven Unterernährung, sondern an Folgen der Störung. „Die Möglichkeit, nicht an der Erkrankung Schuld zu sein, sondern einfach eine ungünstige genetische Variante zu haben, kann nicht nur die Betroffenen selbst entlasten, sondern nimmt auch Druck von Angehörigen“, so Hinney. Die Frage „Was habe ich falsch gemacht?“ würde zumindest entschärft.
:Kendra Smielowski
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