Kommentar. Österreich hat ein Vollverschleierungsverbot beschlossen. Künftig müssen Frauen, die eine Burka oder einen Niqab tragen, mit Geldstrafen in Höhe von 150 Euro rechnen. Mit dieser Sanktion trägt die Bundesregierung nur zu weiterer Unterdrückung bei.
Das Vollverschleierungsverbot ist Teil des neuen österreichischen
Integrationspakets. Hierzu gehört ebenfalls das Verbot der Koranverteilung als auch der Pflichtbesuch eines Deutsch- und Wertekurses. Auch unbezahlte gemeinnützige Arbeit sollen Asylbewerbende leisten – eine Verweigerung zieht eine Kürzung der Mindestsicherung nach sich. Das Paket soll ImmigrantInnen für den Arbeitsmarkt fit machen.
Die Koalition aus SozialdemokratInnen und Konservativen stimmte gemeinsam für das seit März ausgehandelte Integrationspaket. Die rechte Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) kritisiert den Beschluss, das Paket gehe ihnen nicht weit genug. In anderen europäischen Ländern debattieren die Parlamente immer wieder über solch ein Verbot oder haben es bereits beschlossen: Die Niederlande haben 2015 ein partielles Vollverschleierungsverbot eingeführt. Es gilt in Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Behörden sowie öffentlichen Verkehrsmitteln. Den Frauen droht bei Nicht-Einhaltung eine Strafe von bis zu 405 Euro. 2011 führte Frankreich, das sich auf eine starke laizistische Tradition beruft, ein Niqab- und Burka-Verbot ein mit einer Geldbuße von 150 Euro, nur wenige Wochen später kam Belgien hinzu. Bis zu 137,50 Euro Strafe und in Extremfällen sogar bis zu sieben Tage Haft drohen Frauen, die sich vollständig verschleiert in der Öffentlichkeit zeigen. In Deutschland kam es im April zu einem Teilverbot der Gesichtsverschleierung. Beamtinnen, Soldatinnen und Richterinnen im Dienst dürfen seither ihr Gesicht nicht verhüllen. Die Grünen bezeichnen diese Einschränkung als Populismus.
Freiheit oder Einschränkung
Mir stellt sich hierbei die Frage, was genau diese Arten der Verbote erzielen sollen? Für das europäische Auge ist ein Niqab befremdlich. Wer verbirgt sich dahinter? Wir sehen eine Gestalt in einem langen Gewand, welche die Welt durch ein Netz betrachtet. Viele denken sich direkt, die arme Frau würde dermaßen eingeschränkt. Einige haben Angst und beschuldigen Niqab-Trägerinnen, islamistische Machenschaften geplant zu haben.
Ich frage mich, wie weit Frauen wirklich unterdrückt werden, nur weil sie ihr Haupt bedecken.
Blicken wir doch bloß ein paar Jahre zurück, wo die Omis in ländlichen Gebieten oft ein geblümtes Tuch auf dem Kopf hatten oder Audrey Hepburn für eine Cabriofahrt ihre Frisur mit einem Kopftuch schützte. Da war es völlig legitim, dass Frauen Kopftücher trugen und heute muss es sofort Unterdrückung durch Manneshand sein. Schwierig.
Meine muslimischen Freundinnen sind emanzipierte Frauen, die studieren, arbeiten und nachts tanzen gehen. Sie haben in der Familie auch Burka tragende Frauen, die nicht von ihrem Mann gezwungen werden, sondern es aus Überzeugung tun. Wer also Angst vor den Gesichtslosen hat, kann sie doch einfach mal ansprechen und die Hintergründe erfragen. Das wird bloß nicht so einfach, denn in Deutschland gibt es mitunter tausend Burka- oder Niqab tragende Frauen.
Wo ich ein Verbot jedoch nachvollziehen könnte, wäre bei Behörden, Banken oder Klausuren an der Uni.
:Katharina Cygan
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