Umweltschutz. Wir haben uns im Kontext der Grünen Hauptstadt Essen gefragt, wie es mit der Nachhaltigkeit bei uns in Bochum aussieht. Das Projekt „Bochum 2030“ sieht bis zum namensgebenden Jahr maßgebliche Änderungen in puncto Klimaschutz vor.
„65 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2030 und 85 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990.“ Diese Worte stehen fettgedruckt im „Energie- und Klimaschutzkonzept (EKK) Bochum 2030“ und markieren das Ziel. Den Schwerpunkt des Konzeptes bilde, neben dem verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt, eine Reduktion ebendieses Ausstoßes sowie die effiziente und sparsame Nutzung von Energien. Aufseiten der Stadt entschied man sich dazu, das EKK 2009 fortzuschreiben, um bisherige Teilkonzepte zum Klimaschutz zu bündeln und, wie es im Konzept weiter heißt, „nachhaltige Projektansätze sowie Multiplikatoren- und Synergieeffekte zu schaffen und zu nutzen.“
Bereits im EKK 2009 umgesetzte Maßnahmen umfassen Energieberatung für KMU (kleine und mittlere Unternehmen) im Industrie- und Gewerbesektor, die Durchführung von ÖKOPROFIT, einem Projekt, das KMU dabei hilft, ressourcensparend zu arbeiten und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben, sowie der „Bochumer Klimaschutz Award“, ein Wettbewerb zur Steigerung der Energieeffizienz.
Da sich die Randbedingungen aber maßgeblich verändert hätten, unter anderem 2013 durch das Klimaschutzgesetz NRW, mussten einzelne Maßnahmen verworfen beziehungsweise angepasst werden. In den neuen Maßnahmenkatalog übernommen wurden beispielsweise die Etablierung einer Klimaschutzleitstelle sowie die Institutionalisierung des Klimaschutzes in der Stadtverwaltung.
Kritik am Bochumer Klimaschutz
Sarah Matheisen von Greenpeace Bochum wünscht sich, dass die Stadt im Klimaschutz konsequenter vorgeht als es die „Grüne Hauptstadt Essen“ tut. Sie erachtet diesen Titel als „ziemliche PR-Veranstaltung“, vor allem aufgrund „der andauernden Verstrickung zwischen der Stadt Essen und den Kohlekonzernen RWE und STEAG“. Auch wenn man vonseiten Greenpeace begrüße, dass Bochum aktuell dabei ist, die RWE-Aktien zu verkaufen, halte die Stadtwerke Bochum Holding GmbH 18 Prozent von STEAG (Steinkohlen-Elektrizität AG). Diese sollte ursprünglich zu einem ökologischen Konzern umgebaut werden, sei „heute aber so wie eh und je im Bereich Steinkohle aktiv“, auch im Ausland. Laut Matheisen geht es hier „offensichtlich um Profite, nicht um Energiesicherung.“ Sie führt an, dass es wünschenswert wäre, wenn andere Ruhrgebietsstädte dem Beispiel Münster folgten und wie ebendiese Richtlinien erlassen, die es kommunalen Institutionen und der Stadt untersagen, in klimaschädliche Unternehmen zu investieren.
Die im Konzept „Bochum 2030“ formulierte Vision einer dezentralen Stadt (kurze Wege, mehr Raum für Menschen statt Autos) hält Greenpeace Bochum für „unterstützenswert“ und eine Umsetzung ebendieser für einen „wichtigen Beitrag für ein zukunftsorientiertes Bochum“. Allerdings bedürfe dies „konsequenter Anstrengungen und man muss sich von traditionellen Vorstellungen lösen, wie zum Beispiel von der Vorstellung, dass es nur eine zentrale Innenstadt und vielleicht noch den Ruhrpark geben soll. Das Leben müsste sich stattdessen mehr in die Stadtteile verlagern.“
Nichtsdestotrotz gebe es in Bochum, so Matheisen, dennoch auch Grund zur Freude. Zusammen mit der konsumkritischen Stadtführung BOwusst erarbeitet Greenpeace derzeit einen „Konsumratgeber“, der dabei helfen soll, in Bochum in Bezug auf Einkauf, Ernährung, Textilien et cetera ökologisch, nachhaltig und ethisch zu leben.
:Tobias Möller
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