Um 9:45 Uhr verließ der Bus der BildungsgewerkschafterInnen den Bochumer Hauptbahnhof. Die Stimmung war ausgelassen, die tarifbeschäftigten ArbeitnehmerInnen zuversichtlich. In der :bsz 1114 berichtet die Redaktion über den Aufruf der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, sich an den geplanten Warnstreiks zu beteiligen. Während der Vorkundgebung an den Rheinwiesen bekräftigte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW (GEW) Dorothea Schäfer die Kernforderungen: sechs Prozent mehr Lohn und die Einführung einer Erfahrungsstufe sechs für die Entgeltgruppen neun bis 15. „Für die Beschäftigten bei den Kommunen und beim Bund ist das in der letzten Tarifrunde durchgesetzt worden. Wir wollen nicht schlechter behandelt werden als unsere Kollegen“, bekräftigt Schäfer. Auch Denis Schatilow (ver.di-Jugend) und Arnold Plickert (Gewerkschaft der Polizei) sprachen zur Auftaktkundgebung in der Landeshauptstadt. Ersterer betonte die „nicht wertgeschätzte Arbeit“ der Azubis und die Forderung nach 90 € mehr Ausbildungsgehalt.
Solidarität an der RUB?
Die Auswirkungen des Streiks machten sich auch an den Universitäten bemerkbar: „Wegen des heutigen Streiks der Beschäftigten im öffentlichen Dienst bleiben viele Räume und Hörsäle an der Uni geschlossen, davon ist unter anderem das gesamte HZO betroffen. Damit kommt es zu Ausfällen von Veranstaltungen und Klausuren“, hieß es auf mehreren Kommunikationskanälen der RUB. Der AStA solidarisierte sich mit den Streikenden. Viele Studierende äußerten ihren Unmut, weil der Druck während der Klausurphase ohnehin hoch sei. Zu den Ausfällen kam es, weil viele HausmeisterInnen und TechnikerInnen streikten und deswegen Räume nicht aufgeschlossen werden konnten. Während manche der Betroffenen empört sind, zeigen viele Studierende Verständnis: „Ein Streik wäre ohne Wirksamkeit sinnlos, daher geht es darum, dass möglichst viele betroffen sind. Einen guten Zeitpunkt gibt es nicht“, heißt es in einem Kommentar unter dem Facebook-Post der Ruhr-Uni.
Der Blick geht nach Potsdam
Bei der Hauptkundgebung vor dem Landtag in Düsseldorf resümiert Frank Bsirske (ver.di) den bisherigen Verhandlungsverlauf: „Drei Verhandlungstage ohne jedes greifbare Ergebnis. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt nicht vor, alles ist offen.“ Frank Bsirske ist Verhandlungsführer der Gewerkschaften und tritt am 16. und 17. Februar erneut Finanzminister Peter-Jürgen Schneider, dem Vorsitzenden des Vorstands der Tarifgemeinschaft der Länder (Tarifgemeinschaft der Länder), gegenüber. Auch Willi Russ (dbb Beamtenbund und Tarifunion) bekräftigt bei der Abschlusskundgebung, die Forderungen und Rechte der ArbeitnehmerInnen. Die Gewerkschaften markieren ihre Position mit Warnstreiks in weiten Teilen des Bundesgebiets. Ob die Fronten in der dritten Runde der Tarifverhandlungen gelöst werden, bleibt offen. Trotz Kälte und der bisher unnachgiebigen Haltung der ArbeitergeberInnenseite gehen die Gewerkschaften optimistisch auf die kommende Woche zu. Dabei bleibt wichtig, dass auch Studierende und Nicht-Tarifbeschäftigte sich mit den Streikenden solidarisieren und nicht fragen: „Was fällt denen ein zu streiken, wenn ich zur Arbeit muss?“
:Marcus Boxler
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