Kommentar: Die angestrebte Protestaktion der Fachschaft 4 der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA UAS) bringt einen Hauch Aufbegehren zurück und belebt die Debatte um den Rahmenvertrag der VG Wort zum richtigen Zeitpunkt.
Der letzte wirklich große Bildungsstreik auf deutschem Boden liegt knapp sieben Jahre zurück. 2009 formierte sich ein breites Bündnis aus SchülerInnen, Studierenden und Auszubildenden, um unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise“ bundesweit gegen den Umgang der Bundesregierung mit der Finanzkrise zu protestieren. Seitdem ist es leise geworden um die solidarischen Studierenden. Natürlich versammeln sich lokal und regional immer wieder Gruppen, um ihr Recht auf Demonstration geltend zu machen. Allerdings bleibt die mediale Aufmerksamkeit dadurch auch lokal und regional.
Ich halte die geplante Protestaktion der Fachschaft 4 gegen den Rahmenvertrag der VG Wort für sinnvoll, notwendig und weitsichtig. Schließlich geht es hier nicht nur um die Bildung unserer, sondern auch folgender Generationen. Allein die Vorstellung, dass Bildung immer stärker monetarisiert werden könnte und somit weniger Wohlhabende von Bildung ausgeschlossen werden, bereitet mir Sorge. Aber nicht nur das! Auch die Qualität der Lehre wird darunter leiden, wenn sich Studierende stundenlang damit auseinandersetzen müssen, wo sie Unterrichtsmaterial auftreiben können, wenn es den Lehrenden nicht ermöglicht wird, dies zu tun, da es an Geldern fehlt.
Scheuklappen-Studium
Das ohnehin schon stringente, schlauchförmige Studium, das nicht mehr viel Raum lässt, sich mit anderen interessanten Dingen aus dem weiter gefassten eigenen Fachbereich oder zum Beispiel Imkerei zu beschäftigen, würde umso mehr auf das Notwendigste reduziert, wenn der Uni-Topf für neue Texte alle ist. Und Zeit gewonnen hat man damit trotzdem nicht. Aber vielleicht kriegt man ein Burnout. Dann kommt wenigstens was dabei rum. Womöglich gäbe es mit der Realisierung des Rahmenvertrags dann auch wieder Studiengebühren, irgendwo muss das Geld für die Texte ja herkommen.
Schlechter Pilot
Während sich die VG Wort für die beabsichtigte Einzelerfassung von Schriftwerken auf die Schulter klopft, ihr Pilotprojekt an der Uni Osnabrück für einen vollen Erfolg hält und behauptet, Lehrende hätten mit dem neuen Konzept sogar mit einer Zeitersparnis zu rechnen, fällt die Stellungnahme der Uni selbst etwas realistischer aus. Dort heißt es, dass die von der VG Wort gemachten Verbesserungsvorschläge zur Erfassung von Einzelwerken nicht in „einem verhältnismäßigen Aufwand zu bewerkstelligen“ seien und man eine Einzelmeldung als „hohe bürokratische Hürde“ erlebe, die sich negativ auf die Qualität des Studiums auswirke. Da kann ich mich nur anschließen. Und froh sein, dass es Leute gibt, die etwas gegen eine Verkomplizierung von Studium und Lehre tun wollen. So wie Eva Slawik und ihre KollegInnen in der Fachschaft 4.
Also, liebe Fachschaftsräte, die sich an unserer und allen anderen Unis tummeln. Fasst Euch ein Herz, nehmt Kontakt zur Fachschaft 4 an der Frankfurt University of Apllied Sciences auf und unterstützt ihr Gesuch. Zeit dafür habt Ihr noch, die Aktion soll am 24. Mai bundesweit realisiert werden.
:Tobias Möller
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