Das Nachhaltigkeitsforum RUB ist eine neue Form, um eine Schnittstelle zwischen den Ingenieurs- und Geisteswissenschaften im Kontext von Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu schaffen. Wissenschaftlichen Input gab es dabei von beiden Seiten, die anschließende Diskussion begann kontrovers.
Ein Forum für junge WissenschaflterInnen schaffen, in dem über die wichtigen Themen dieser Zeit diskutiert werden kann; das war das Ziel von Diplom-Ingenieur Matthias Thome, Mitarbeiter im Projektbüro Bauen und Umwelt. „Ein regelmäßiger Austausch zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen – und das zu den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit und ohne Credit Points auf freiwilliger Basis.“
Die Resonanz war groß, über 20 Interessierte Bachelor- und Masterstudierende nahmen an dem allerersten Forum dieser Art im IC-Teil – mit der Absicht, Klimaschutz von philosophischer und technischer Seite zu betrachten. Und unter der Fragestellung: Wer muss mehr CO2 einsparen? Wer trägt die Hauptschuld aus politischer Sicht? Die USA, China oder vielleicht doch wir alle? Und welche technischen Möglichkeiten gibt es, um dem Klimawandel entgegenzuwirken? Sind Holzhäuser wirklich besser als Betonbunker? Für RUB-Studierende eine alltägliche und allgegenwärtige Frage. Nach kurzer Einführung von Matthias Thome folgte der wissenschaftliche Input.
Ressourceneffizientes Bauen
„1,5 Erden benötigen wir bis 2030, wenn wir unseren heutigen Lebensstandard beibehalten“, begann Karina Krause ihren Vortrag mit einem realistischen Ausblick. Die Diplom-Ingenieurin hat selbst an der RUB studiert und arbeitet jetzt im Bereich „Ressourceneffizientes Bauen“ an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurswissenschaften. Und fügt hinzu: „Menschen verbringen 90 Prozent ihrer Zeit in Gebäuden, deswegen ist die Gebäudebewertung ein wichtiges Mittel im Rahmen des Klimaschutzes.“
Mit unterschiedlichen Bewertungssystemen können gesamte Lebenszyklen von Häusern betrachtet und auf ihre Ökobilanz überprüft werden. Die Bewertungskriterien werden laufend angepasst. So ist „in Zukunft der Wasserverbrauch als Kriterium auch mit dabei“, sagt Krause. Um den Blick auf die ethische Seite des Klimaschutzes bei all den durchaus wichtigen technischen Aspekten nicht zu verlieren, sei auch der interdisziplinäre Austausch ein wichtiges Mittel, „denn Ingenieure arbeiten sehr technisch und verlieren manchmal dabei den Blick zum Beispiel auf ethische Aspekte“, so die Vortragende weiter.
Der Aspekt der ethischen Verantwortung
Dieser Frage versuchte die zweite Rednerin, Anna Luisa Lippold, von der Forschungsstelle Klima, Energie und Ethik der Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft nachzugehen.
In diesem Punkt wird „seit zehn Jahren in der angewandten Ethik darüber diskutiert“ und noch ohne Konsens, so die Doktorandin weiter. Im Gegensatz zum eher technischen Input ihrer Vorrednerin versuchte Lippold, die ethischen Aspekte des Klimawandels unter normativen Gesichtspunkten zu durchleuchten. „Vor allem der kumulierte CO2-Ausstoß ist die größte Herausforderung“, so Lippold. Und dieserm müsse entgegengesteuert werden. Wie dabei die Kosten verteilt werden, hängt mit der Rahmenkonvention zusammen, wobei vor allem die westlichen Industrienationen in der Bringschuld stehen. Wichtig dabei sei aber auch die „Einbeziehung der individuellen Akutere“, was lange Zeit beim Klimaschutz kategorisch ausgeschlossen wurde. Inwieweit der individuelle Einfluss des Individuums auf den Klimawandel bestätigt oder falsifiziert wird, werde sie „in den kommenden drei Jahren ihrer Promotion herausfinden.“
Abschlussdiskussion mit Kontroverse
Etwas irritiert schaute das Plenum auf die allererste Frage eines Teilnehmers, der in seiner Argumentation die CO2-Emmissionen nicht als das Hauptproblem des Klimawandels sehe, sondern eher die generelle Feinstaubbelastung.
Nach reger Diskussion wurde im Weiteren über die schwierigen Themen Eigenverantwortung, der Rolle des Staates im Rahmen des Klimaschutzes und mögliche individuelle Lösungsansätze gesprochen. „Ich merke, dass das Interesse da ist, über diese Themen auch außerhalb des Seminarraums zu sprechen“, fasste Matthias Thome das erste Nachhaltigkeitsforum RUB positiv zusammen. Der erste Schritt zum interdisziplinären Austausch zwischen Geistes- und IngenieurswissenschaftlerInnen sei getan.
INFOBOX
Das Nachhaltigkeitsforum RUB soll in regelmäßigen Abständen einen wissenschaftlichen Austausch zum Thema Nachhaltigkeit liefern und dabei Möglichkeiten der Interdisziplinarität an der Universität fördern. Initiiert wurde das Forum von Diplom-Ingenieur Matthias Thome, der im Projektbüro Bau und Umwelt (PBU) für die wissenschaftliche Betreuung der Studierenden und für Kooperationen zuständig ist.
Infos zum Forum gibt es unter pbu.rub.de und per Mail an wissenschaft-pbu@rub.de
:Tim Schwermer
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