Regisseurin Kirsi Marie Liimatainen reist in ihrem Dokumentarfilm um die Welt und sucht nach einstigen WeggefährtInnen, mit denen sie in der FDJ-Jugendhochschule der DDR von einer besseren Welt träumte. Was ist aus den alten GenossInnen und Idealen geworden? Ein spannendes Panorama über soziale Bewegungen in der Gegenwart.
„Die Utopie wird immer besser, während wir auf sie warten“, so hat es der Schriftsteller und Filmemacher Alexander Kluge mal formuliert. Wie beharrlich man warten kann, zeigt Kirsi Marie Liimatainen in ihrem Film „Comrade, Where Are You Today?“. In den 80ern zog es die finnische Regisseurin in die DDR. Dort studierte sie an der FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ die Grundlagen des Marxismus-Leninismus – zusammen mit KommilitonInnen, die aus über 80 Ländern kamen, junge Menschen, welche die Hoffnung auf eine bessere Welt vereinte. Trotz aller Enttäuschungen über den Stalinismus. Nach dem Mauerfall 1989 bricht auch die DDR zusammen. Utopien, Solidarität, Widerstand – in der neuen Welt braucht man diese Ideale nicht mehr. Oder doch? „Ich will wissen, was von dem großen sozialistischen Traum übrig geblieben ist“, erzählt Kirsi Marie Liimatainen. Die Suche nach den WeggefährtInnen von damals führte sie um die ganze Welt.
Alte Ideen gegen neue Welt?
Da ist Lucia, die nun in Bolivien als traditionelle ‚Heilerin‘ arbeitet und heute mit der Protestbewegung der indigenen Bevölkerungsteile sympathisiert. Da ist Glazwan, der im Libanon lebt und als isolierter Kommunist auf eine säkulare, linke Bewegung im Mittleren Osten hofft. Da ist Duma, der gegen Rassismus und Armut in Südafrika kämpft.
Kirsi Marie Liimatainen zeigt, wie diese GenossInnen mit ihren alten Ideen von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität in einer neuen Welt von Markt, Konkurrenz und Unterdrückung zurecht kommen. Ein leiser und zurückhaltender Film über große Ideen und Träume. Die Utopien leben weiter. In den Köpfen wie auf der Straße.
„Comrade, Where Are You Today?“ läuft ab 18. August im Kino, unter anderem im Filmstudio Glückauf Essen.
:Benjamin Trilling
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