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Der französische Schriftsteller und Journalist Robert Brasilach formulierte 1938 – als der Faschismus in Europa schon unlängst auf dem Vormarsch war – die Formel eines „vernünftigen Antisemitismus.“ Heißt: Wir gucken Filme von Halbjuden wie Charlie Chaplin oder lesen Bücher von Marcel Proust und wir sind natürlich gegen Pogrome. Trotzdem halten wir es für die beste Lösung, um der primitiven Hetze von RassistInnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, auf einen „vernünftigen Antisemitismus“ zu setzen. Sind solche „vernünftigen“, rassistischen Schutzmaßnahmen nicht auch das Prinzip, mit dem heute „demokratische“ Parteien und Regierungen eine restriktive Asylpolitik rechtfertigen?
Rassismus mit menschlichem Antlitz
Wie das aussehen kann, zeigte die Stadt Bochum mit ihrem Vorwurf. Das ist „vernünftiger“ Rassismus, der sich zum Stiefelrassismus von AfD, NPD und Co. entwickelt und dazu gesellt und den rechtspopulistischen Parolen in Exekutivform Nachdruck verleiht.
Die Stadt Bochum steht damit nicht alleine: Was die demokratischen VerwalterInnen der Mitte – von der Großen Koalition bis hin zur Linkspartei in Thüringen – asylpolitisch mit dem Verweis auf Sachzwänge betreiben, ist ein Rassismus mit menschlichem Antlitz. Eine Bankrotterklärung für diese Parteien und eine Kür für die AfD. Für Refugees und FlüchtlingsunterstützerInnen reicht es folglich nicht mehr aus, nur gegen offensichtliche RassistInnen Widerstand zu leisten. Hier hilft nur: Weiterer Protest gegen die Asylpolitik der Stadt!
:Benjamin Trilling
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