2011 erklärte Dortmund das gesamte Stadtgebiet zum Sperrbezirk für Straßenprostitution. Die Prostituierte Dany K. klagte deswegen durch alle Instanzen gegen den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Nun bestätigte das Bundesverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit des Verbots. Die pauschale Kriminalisierung der Straßenprostitution löst aber keine sozialen Probleme, sondern verdrängt und verschärft sie lediglich.
Früher gab es in Dortmund auf der Ravensberger Straße einen geregelten Straßenstrich. Die Stadt hatte ihn im Jahr 2000 eingerichtet, mitsamt „Verrichtungsboxen“, Polizeipräsenz sowie Beratungs- und Hilfsangeboten vor Ort. Das „Dortmunder Modell“ wurde viel gelobt und galt anderen Städten als Vorbild. Infolge des 2007 erfolgten EU-Beitritts von Rumänien und Bulgarien vervielfachte sich die Zahl der Sexarbeiterinnen dort allerdings und es kam zu Problemen, welche die angrenzenden Wohngebiete betrafen. Anstatt nun einen anderen Ort für solch einen Straßenstrich zu finden oder zu schaffen, reagierte die Lokalpolitik 2011 mit einem Totalverbot für das ganze Stadtgebiet.
Einige Prostituierte standen und stehen illegal(isiert) weiterhin an Dortmunder Straßen. So gab es seit dem Verbot 351 Ordnungswidrigkeitenanzeigen und 787 Strafanzeigen gegen Sexarbeiterinnen. Viele Frauen zogen deswegen in andere Städte weiter. Und ein großer Teil arbeitet statt auf der Straße nun in Wohnungen und in legalen oder illegalen Bordellen.
Fehlender Wille
Die Auflagen der Stadt in Bezug auf Ort und Beschaffenheit von Prostitutionsstätten sind dabei hoch, was die Zahl der legalen Arbeitsplätze arg begrenzt. Und wenn im nächsten Jahr das „Prostituiertenschutzgesetz“ in Kraft tritt, werden die meisten kleineren Bordelle in Deutschland ohnehin existentielle Schwierigkeiten bekommen; allein schon baurechtlich, weil dann künftig getrennte Toiletten und Duschen für die Prostituierten und ihre Kunden vorgeschrieben sind …
Es gibt offenkundig Alternativen zum Dortmunder Weg: In Essen konnte der geregelte Straßenstrich beibehalten werden – und in Berlin läuft es gar ohne Sperrbezirke. Letztlich hängt alles vom politischen Willen ab, den Sexarbeiterinnen wenigstens genug Räume zu lassen, in denen sie ihren Lebenserwerb bestreiten können.
:Gastautor Patrick Henkelmann
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