Wir begegnen auf den Straßen unserer Städte immer wieder mal MusikerInnen, die ihr Können für einen Obolus präsentieren. Manche fallen durch ihre Stimme auf, wiederum andere eher durch ihre ungewöhnlichen Instrumente – so wie Didgeridoo-Spieler Marvin Dillmann.
Elf Jahre war er alt, als er 1995 seine Großmutter in Australien besuchte. Am Hafen von Sydney hatte Marvin eine Begegnung mit einem Aborigine, der für die TouristInnen auf einem Didgeridoo (Yidaki) spielte. Marvin war so fasziniert von diesem Instrument, dass es selbst der Spieler merkte. Daraufhin bat er ihn zu sich, um ihm zu zeigen, wie man einem Didgeridoo wundersame Töne entlockt. „Ich durfte sogar auf seinem Yidaki spielen“, erinnert sich Marvin. Nach dem ersten erzeugten Ton war er dem Instrument verfallen, kaufte sich ein Exemplar aus Bambus und begann, damit zu üben. Bereits zwei Jahre später spielte Marvin auf den Straßen NRWs oder auch auf Hochzeiten.
Mittlerweile hat er ein Album aufgenommen, spielt bei Eröffnungsfeiern und war sogar schon in Südamerika auf Tour – in Chile und Argentinien.
Die Straßenmusik ist ein hartes Pflaster
Es war und ist nicht immer einfach für den Didgeridoo-Spieler: „Manchmal kommen Obdachlose oder Schnorrer, die sich an einem mit Kleingeld gefüllten Hut bedienen wollen; dumme Kommentare kommen auch schon mal vor, aber umso mehr Leute geben Lob, bis hin zu Begeisterung und enthusiastischem Applaus.“
In Bochum müssen StraßenmusikantInnen fünf Euro pro Tag bezahlen, wenn sie auf den Einkaufsstraßen musizieren möchten, und jede halbe Stunde ihren Standort um mindestens 50 Meter verschieben. In Düsseldorf, wo Marvin auch häufig spielt, darf man zu jeder vollen Stunde 30 Minuten lang spielen und muss sich dann 200 Meter von der letzten Spielstelle entfernen sowie eine halbe Stunde Pause machen.
Die Linguistik hinter dem Yidaki
Das Didgeridoo wird mit „flatternden“ Lippen sanft angeblasen. Dabei ist weniger die Stärke oder die Luftmenge entscheidend, vielmehr bestimmt die Lippenkontrolle die Kraft und Dynamik des Grundtons.
Die Klangveränderungen entstehen durch eine Art Artikulation. Verschlusslaute wie zum Beispiel die Konsonanten d, t, k, g oder Zungenroller wie r und Vokale wie a, e, i, o, u kann man beim Yidaki zu Tönen verarbeiten. Ganze Wörter wie „Tiki Taki“, „Uäckädu“ oder „Wöö Wää“ sind eine häufig benutzte Methode, um sich Didgeridoo-Melodien zu merken.
Ist Dir etwas Kurioses passiert?
„Vor einigen Jahren hat mir mal ein Passant 20 Euro geboten, damit ich mit meinem Didgeridoo weiter ziehe, weil er den Klang nicht ertragen konnte“, erzählt Marvin. Er nahm das Angebot an und setzte sein Spielen nach einer kleinen Pause fort. „Ansonsten überwiegt aber die positive Resonanz“, fügt er hinzu.
:Katharina Cygan
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