Bild: Kommentar: Vergangenheit im neuen Gewand

Früher war einfach alles besser – so dünkt es einem zumindest manchmal angesichts Nostalgie und Retro-Trends. Wir gehen auf den historischen Jahrmarkt, schwelgen in 80er-Jahre-Musik und kleiden uns wie einst unsere Eltern. Jetzt nur noch schnell das Selfie dazu auf Instagram posten …

So ganz neu ist er ja nicht, der sehnsüchtige Blick in die Vergangenheit. Bekanntestes Beispiel dürfte wohl die Renaissance sein, in der man dem dunklen Mittelalter durch verklärte Blicke in die Antike zu entfleuchen suchte. Nur, dass damals die Anleitung zum „authentischen“ Outfit noch nicht durch wenige Klicks online verfügbar war. 

Wieder-holen statt wiederholen

Die Spannung zwischen „back to the roots“ und „up to date“ zeigt sich aber nicht nur in viktorianisch angehauchten Snapchats. Auch die Live-Action-Neuverfilmung unserer Cartoon-Lieblinge der Kindheit bringt diesen wohligen Schauer des altvertrauten in neuem Gewand: Alice im Wunderland, Cinderella, Dschungelbuch. Neue technische Möglichkeiten bieten andere Wege, die Geschichte zu aktualisieren und damit die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verweben. 

Der Clou an der ganzen Sache ist es, nicht einfach nur alten Kram wieder auszumotten, sondern ihn an die eigene Erlebniswelt anzupassen. Wenn wir heute ein Kleid im Stil der Jane-Austen-Heldinnen tragen, dann geht es uns vornehmlich um das Kleidungsstück und nicht um die damit verbundenen gesellschaftlichen Normen.

Nostalgisch sind die Gefühle gegenüber einzelnen Sachen, nicht der gesamten historischen Situation – gerade aus feministischer Sicht. So haben zum Beispiel die aufgebrachten Reaktionen auf Grease Live gezeigt, dass etwas, was in den 50er Jahren niemanden hinterm Ofen hervorgelockt hat, heutzutage auf Empörung stößt: Dass die damals vielleicht „unschuldige“ Formulierung „Did she put up a fight?“ (dt: Hat sie sich gewehrt?) aus dem Duett „Summer Nights“ nicht abgeändert wurde und damit Gewalt gegen Frauen und date rape propagiert. 

Also bei aller Liebe zum Retro: Alles muss sich wirklich nicht wiederholen. 

:Stefanie Lux

 

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