Bild: Aus dem Leben gegriffen: Die Graphic Diaries von Tita Larasati geben die alltäglichen Gedanken der Zeichnerin wieder. , In Graphic Diaries zeichnen indonesische Frauen Szenen aus ihrem Leben Foto: bk
Kinder, die statt eines nahrhaften Mittagessens lieber gleich den süßen Nachtisch hätten, Eltern, die mit den kleinen Tücken des Alltags zu kämpfen haben – die indonesischen Graphic Diaries sind Comics der besonderen Art. Statt SuperheldInnen und Monster bilden die Zeichnungen kleine Szenen des alltäglichen Lebens ab. Zwei Vertreterinnen des in Indonesien sehr populären Genres stellten ihre Werke am Sonntag auf der Frankfurter Buchmesse vor. 
 
„Als ich in den Niederlanden gelebt habe, hat meine Familie mich gebeten, jede Woche einen Brief zu schreiben – aber ich habe mich gefragt, ob sie die wirklich jede Woche lesen würden“, erzählt Comiczeichnerin Tita Larasati von den Anfängen ihrer Graphic Diaries. Statt ihre Erlebnisse niederzuschreiben, begann sie, ihr Leben in Bildern darzustellen. Selbst alltägliche Ereignisse wie der Einkauf im Supermarkt oder ein Treffen mit FreundInnen beobachtet Lasarati seitdem mit scharfen Augen, um daraus kleine Zeichnungen zu machen. „Am Anfang waren die Comics nur ein Tagebuch-Ersatz für mich, aber bald dachte ich immer öfter darüber nach, sie zu veröffentlichen“, erzählt die Zeichnerin.
 

Die Freiheit der Gedanken

Trotz der sehr lebendigen indonesischen Comicszene sah jedoch zunächst kein Verleger einen potenziellen Absatzmarkt für die Graphic Diaries. „Die dachten alle, das wären keine richtigen Comics, da ich zum Beispiel keine Sprechblasen benutze“, erklärt Larasati, die nach zahlreichen Absagen von Verlegern schließlich einen eigenen Verlag gründete, um ihre gezeichneten Erlebnisse zu veröffentlichen. Mit Erfolg – heute zählt Tita Larasati zu den gefragtesten Comiczeichnerinnen des Landes und will vor allem andere Künstlerinnen fördern: „Viele Mädchen und Frauen reden sich ein, sie könnten nicht malen oder sollten ihre eigenen Gedanken nicht ausdrücken. Das will ich ändern.“ Hierzu hat sie einen Wettbewerb ins Leben gerufen, bei dem speziell Mädchen und Frauen dazu aufgerufen sind, ihren Alltag in graphischer Form zu dokumentieren.

Da der Wettbewerb online stattfindet, hat sich in Indonesien rund um die Tagebuchcomics eine lebhafte Community gegründet. Zahlreiche junge Zeichnerinnen wurden von Tita Larasatis Erzählstil dadurch inspiriert, ihren Alltag ebenfalls zu einem Comic zu machen – Sheila Rooswitha Putri ist eine von ihnen. „Tita ist quasi mein Idol“, erzählt sie den ZuschauerInnen auf der Frankfurter Buchmesse. Auch ihre Graphic Diaries zeichnen den Alltag einer berufstätigen Mutter im indonesischen Großstadtdschungel nach – mit all jenen Seiten, die einE TouristIn nicht zu sehen bekommt. So zeigen Putris Bilder nicht nur alte Gebäude, sondern auch den Müll, der in den Gassen dahinter liegt. Genau wie ihr Vorbild Larasati lässt Putri häufig sozialkritische Untertöne in ihre Comics einfließen. Kritik an Gesetzen, die eine Ausgangssperre für Frauen vorsehen, findet sich hier ebenso wie Umweltthemen. „Das sind Dinge, die uns im Alltag betreffen – also ist klar, dass sie dann auch in meine Tagebücher einfließen“, so Putri.

 

 

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