Doppelevent in dem ehemaligen Brauereigebäude in Langendreer: Am vergangenen Samstag, dem 26. September rockten zeitgleich im Rockpalast die Metal-Nostalgiker Black Trip und unten in der Tube der Matrix Stahlmann, und zeigten, was Neue Deutsche Härte ist.
Den wenigsten Fans dürfte die Entscheidung indes schwergefallen zu sein: Die beiden Headliner des Abends waren verschieden genug, um ihr jeweiliges Publikum zu finden. Durchaus verteilte sich das Publikum dann recht ungleich in der Matrix: Stahlmann zogen um ein Vielfaches mehr als die schwedischen Schwarztripper. Mit rund 80 Leuten war es im Rockpalast aber auch schon gleichmäßig voll. Insbesondere ist dies natürlich auch dem unterschiedlichen Bekanntheitsgrad der beiden Bands geschuldet: Stahlmann können seit ihrer Gründung 2008 vier Alben (darunter das aktuelle „CO2“) und einige Singles vorweisen, Black Trip haben im August erst ihr zweites Album „Shadowline“ herausgebracht.
Industrielle Schwere in der Tiefe
Die Tube im Keller der Matrix war erfüllt mit Nebel, kaltem Licht und vielen schwarz gekleideten Menschen. Dicht an dicht drängten sich Angehörige der schwarzen Szene vor die Bühne. Obwohl auch eine Band wie Rammstein dem Genre der Neuen Deutschen Härte zugerechnet wird, hat Rammstein als einzige Gruppe einen nennenswerten Sprung aus der Szene heraus- und in den Mainstream geschafft. So ist es hier im Publikum vor allem die Nähe zum Industrial herauszusehen und zu hören.
Industrial, Härte – Begriffe, die Stahlmann nicht nur im Bandnamen vereint, sondern auch im Auftreten. Was da auf der Bühne zu sehen ist, das sind Musiker aus Stahl, metallische Schminke im Gesicht. Das harte Licht betont das roboterhafte Auftreten.
Das Publikum feiert, singt ihre Klassiker mit – die Songs der Göttinger geben oft genug im Refrain ihre Härte zugunsten von Mitsing- und Ohrwurmpotential auf – und kämpft um jeden Zentimeter vor der Bühne.
In der Höhe durch die Zeit
Eine Tour de Force durch die Glanzzeit des Rock’n’Roll und des Metal lieferten im oberen Stockwerk der Matrix, im Rockpalast, die Schweden von Black Trip ab. Sich voll und ganz auf die musikalischen Tugenden ihrer Zunft besinnend spielt die Band ein paar eingängige Songs und viele richtige Kracher.#
Black Trips Musik ist voll von musikalischen Zitaten – da erinnert der eine Riff stark an Black Sabbath, da haben sich die Jungs voll von Blue Öyster Cult inspirieren lassen. Böse Zungen mögen behaupten, es klänge alles sehr nach Coversongs, aber dafürsind die Musiker schon zu lange im Geschäft. Sie verstehen ihr Handwerk und hauen Hammer-Hommagen raus. Wer die harten Klänger der 70er und 80er Jahre kennt oder auch einfach nur Bock auf geilen kompromisslosen Metal hat, und bekommt Lust zu feiern.
Diese Lust wurde allerdings durch die Performance der Band an jenem Abend geschmälert. Die Band wirkte abwesend, mied die Nähe zum Publikum und schien entweder unmotiviert oder schüchtern zu sein. Letzteres ist eher unwahrscheinlich, nannte ich bereits die Erfahrung der Musiker.
Schade eigentlich, denn gespielt haben Black Trip an diesem Abend sehr gut und auch der Tontechniker hat herausragende Arbeit geleistet.
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