Eine überragende Anzahl von etwa 140 InteressentInnen und potenziellen HelferInnen fand sich vergangene Woche zu einem Vortrag über „Flucht und Asyl“ im Bahnhof Langendreer ein. Während Birgit Naujoks vom Flüchtlingsrat NRW über die Rechte der Geflüchteten sowie Wartezeiten sprach, war nicht nur vereinzelt immer wieder Wutschnauben im Raum als Reaktion auf das Asylverfahren hierzulande zu hören.
Naujoks stellte zuerst Länder und Zahlen vor: Welche sind eigentlich die Hauptherkunftsländer von Flüchtenden und welche die Hauptaufnahmeländer? Nicht verwunderlich: Die meisten Menschen flüchten derzeit aus Syrien, Afghanistan und Somalia. Ihr Weg führt hauptsächlich in die Türkei, nach Pakistan und in den Libanon. Dabei sind fast vier Millionen SyrerInnen unterwegs, wovon alleine die Türkei beinahe zwei Millionen und der Libanon knapp 1.173.000 Personen aufnehmen. Damit nimmt der Libanon bei etwa 4,5 Millionen EinwohnerInnen mehr als ein Viertel seiner EinwohnerInnenzahl auf.
Erster Check: Abschiebung möglich?
Und die EU, führt Naujoks weiter an, gibt sich als eine Festung, die sich abschottet und den Flüchtlingsschutz externalisiert. Insbesondere Deutschland sei mit diesen Vorwürfen gemeint, da es sich mit Hilfe des Dublin-Verfahrens und seiner geographisch vorteilhaften Position gemütlich mache. Problematisch sei es aber nicht nur, erst einmal nach Deutschland zu gelangen, sondern dort überhaupt bleiben zu können. So werden als Erstes die Möglichkeiten zur sofortigen Abschiebung in Erwägung gezogen: Kommen die Asylsuchenden aus einem sogenannten „sicheren Herkunftsland“, wozu mittlerweile auch Serbien gehört, werden sie, sofern sie kein Visum besitzen, wieder zurück geschickt. Haben sie keine Papiere dabei, wird erst einmal im Schnellverfahren geprüft, ob sie überhaupt eine Chance auf Asyl haben.
10.000 Geflüchtete allein diese Woche in Dortmund
Nach der Meldung als asylsuchend werden die Geflüchteten in einer Erstaufnahme-Einrichtung (EAE) untergebracht, in der sie lediglich zwei bis drei Tage bleiben sollen, bevor sie über das sogenannte EASY-Verfahren auf die Bundesländer aufgeteilt werden. Realiter ist es allerdings derzeit so, dass die EAE überfüllt sind, und die Menschen erst einmal in eine woanders gelegene Notunterkunft ziehen müssen, bis in der EAE Plätze frei werden. Erst dort kann der eigentliche Asyl-Antrag gestellt werden. In Dortmund zum Beispiel beschränkte sich die Kapazität der EAE bis vor zwei Wochen auf lediglich 350 Plätze. Gleichzeitig können nur ca. 150 Registrierungen am Tag durchgeführt werden.
Eineinhalb Jahre bis zur Asylzusage
Nachdem die Geflüchteten in der Kommune angekommen sind, zu der sie zugeteilt worden waren, kommen sie dort für das weitere Asylverfahren in Heimen unter. Währenddessen haben sie eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung, die ihnen nicht erlaubt, zu arbeiten oder an Integrationskursen teilzunehmen. Das Verfahren endet mit einer persönlichen Anhörung, bei der entschieden wird, ob der Antrag angenommen oder abgelehnt wird. Momentan dauert die Wartezeit bis zur Anhörung, so Naujoks, im Schnitt fast eineinhalb Jahre. Etwa 86 Prozent werden abgelehnt. Aber auch für diejenigen, die nicht abgelehnt werden, ist der Weg noch lange nicht zu Ende.
Mehr und detailliertere Informationen findet ihr auf der Homepage des Flüchtlingsrats NRW: www.frnrw.de
:Anna-Eva Nebowsky
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