Bild: Augen auf beim Lebensmittelrecht: Diese zwei jungen Frauen hätten fast die Markteinführung ihres Getränks voll verkackt. , Junge UnternehmerInnen erzählen vom Scheitern Foto: mar

„Ich bin fasziniert von dieser Naivität. Wenn ich nach Hause komme, schütte ich mir erst mal einen großen Whisky ein.“ Das war eine Reaktion auf den Vortrag des Ex-RUB-Studenten Nils Terborg, der davon erzählte, wie er mit seinem Geschäft mit guatemaltekischen Hosen auf die Nase gefallen war. Von anderen erntete er „großes Lob“ für seinen Mut. Die Geschichten und Reaktionen der rund 180 Anwesenden am 9. September waren sehr verschieden bei der 2. Fuckup Night im Ruhrgebiet in der Essener Weststadthalle.

„Wenn wir immer nur auf Leute hören, die sagen: ‚Das wird eh nichts!‘, dann wird es nie innovative Produkte geben.“ So begründete die Frau aus dem Publikum ihr Lob an den gescheiterten Hosenverkäufer und fing damit den Geist, aus dem diese Veranstaltung entstanden ist, besser ein als der Whiskeytrinker.

„Der Ausdruck Scheiße ist auf einer Fuckup Night durchaus angemessen“

Die Idee entstand vor wenigen Jahren in Mexiko und kam schnell nach Europa. Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen anderen – meist Gleichgesinnten – von ihren Fehlern beim Aufbau ihres Geschäfts. Was für einen fuckup sie eben hingelegt haben. Auf dass die anderen davon lernen mögen.

Die Hosen-aus-Guatemala-Geschichte rief durchaus die heftigsten Reaktionen im Publikum hervor, doch insgesamt zeigten auch die anderen vier Kurzvorträge, dass der Weg in die Selbständigkeit gepflastert ist mit Stolpersteinen. Benjamin Pomberg musste lernen, dass nicht jedes Volksfest bevölkert ist mit Currywurstfans; Carina Huvers und Bianca Richter, die ebenfalls an der RUB studieren beziehungsweise studiert haben, mussten mit lebensmittelrechtlichen Grauzonen kämpfen und schließlich ihre alkoholfreie Sektalternative aus dem Verkehr ziehen und Philipp Schur hat mit seinem Startup „jedes Fettnäpfchen mitgenommen“.

Er sagt aber auch: „Ich kann Euch nur raten, Fehler zu machen.“ Denn auch, wenn mancher 7-Minuten-Vortrag die eigentlichen Fehler peinlich berührt doch nur anriss und stattdessen auf Aber nun sind wir erfolgreich hinauslief, so war das „learning“ dieses anglizismengeschwängerten Abends: Am Scheitern (am eigenen und dem anderer) kann man wachsen!

:Marek Firlej

0 comments

You must be logged in to post a comment.