Bochum hat gewählt und es kommt wie erwartet zu einer Stichwahl zwischen dem Kandidaten der SPD, Thomas Eiskirch, und Klaus Franz von der CDU. Weil keineR der KandidatInnen die absolute Mehrheit erreicht hatte, wird in zwei Wochen ein weiteres Mal gewählt. Als Gewinner kann sich nur der Mann der CDU fühlen, der sein selbst ernanntes Ziel von 30 Prozent nur knapp unterbot (29,5 Prozent) – und der parteilose Wolfgang Wendland, der mit beachtlichen 7,9 Prozent auf Platz vier landete. Thomas Eiskirch von der SPD bekam zwar die meisten Stimmen (39,5 Prozent), fuhr aber für SPD-Verhältnisse ein schwaches Ergebnis ein. Monika Engel von den Grünen landete auf Platz drei. Die Nicht-WählerInnen stellten wieder einmal die Mehrheit: Die geringe Wahlbeteiligung (38,2 Prozent) sollte ein Weckruf für alle Beteiligten sein.
Wölfi war „sehr erfreut“, Franz „rundum zufrieden“ und Eiskirch sah sich „mit wahrnehmbarem Abstand als Erster durchs Ziel gehen“. Die drei Kandidaten freuten sich über das Abschneiden bei der OberbürgermeisterInnen-Wahl in Bochum – und das, obwohl die meisten Stimmen wieder an die NichtwählerInnen gingen. Wie zu erwarten war die Wahlbeteiligung gering und lag mit 38,2 Prozent sogar unter dem Ergebnis der vorherigen Wahl 2009. Warum die Bochumer die Lust auf die Wahlurne mehr und mehr verloren haben? Diese Frage müssen sich die KandidatInnen selbst beantworten.
Wendland heimlicher Sieger
Intransparente und überteuerte Projekte (Musikforum), wiederholte Nachtragshaushalte, Millionenverluste mit Devisenhandel (Schweizer Franken) oder das berühmte Cross-Border-Leasing-Geschäft. Die Liste ist lang und kann sicherlich mit allseits bekannten Problemen wie maroden Straßenzuständen und schlechten Fahrradwegen erweitert werden. Einzig der parteilose Wolfgang Wendland kann sich als Gewinner fühlen, schließlich hat er vor der Wahl vor allem mit Transparenz und einer besseren Einbindung der BürgerInnen in die Stadtpolitik geworben. Sein Ergebnis mit knapp acht Prozent der Stimmen war beachtlich – und lag nur knapp unter dem der drittplatzierten Monika Engel von den Grünen, die bei der Stichwahl „selbstverständlich“ Thomas Eiskirch unterstützen wird.
Verwirrung durch bunte Plakate?
Der Kandidat der SPD musste vielleicht auch für seinen „Chamäleon“-Wahlkampf Verluste einstecken, denn die WählerInnen wussten nicht genau, für was die SPD überhaupt stand. Die bunten Wahlplakate waren dabei eher verwirrend als hilfreich. Klaus Franz von der CDU holte knapp fünf Prozent mehr als sein Parteikollege bei der Wahl 2010, und kann sich insgeheim als Sieger fühlen. Ob die Wahlplakate in schwarz-orange, die sehr an das Albumcover von Franz Ferdinands Debüt-Album aus dem Jahr 2004 erinnerten, dabei eine Rolle spielten, kann nicht geklärt werden. Wer auch immer am 27. September gewählt wird, muss vor allem die Nicht-WählerInnen wieder ins Boot holen. Da sollte parteiübergreifender Konsens herrschen.
:Tim Schwermer
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