Bild: Ungewohnter Anblick: Wissenschaftlicher Inhalt neben Werbeanzeigen in gratis E-Books. , eBook-Verlag Bookboon bietet werbefinanzierte Lehrbücher für Studierende an Quelle: bookboon.com

Die Klausurphase rückt gefährlich nahe. Jetzt noch schnell in die Bib und das wichtige Buch für die Klausur übermorgen ausleihen und … Da war wohl jemand schneller! Aus diesem Problem heraus entstand Bookboon.de. Dort gibt es wissenschaftliche eBooks – immer verfügbar, gratis und 100 prozentig legal.

Das „Handelsblatt“ spricht von einer Revolution, die der von den beiden Dänen Thomas und Kristian Madsen mit ihrem Verlag mit dem (elektronischen) Buchmarkt anstellt. Hunderte exklusive wissenschaftliche Titel stehen auf der Seite als PDF zum Download bereit. Auf Wunsch kann man sogar alle 94 Bücher der Kategorie „Naturwissenschaften“ herunterladen. Der Preis: nix.

Wie wird es gemacht?

Wer sich die Bücher runterladen will, muss vorher kurz angeben: E-Mail-Adresse, Fachrichtung, Uni. Die Mailadresse muss nicht einmal verifiziert werden, da startet der Download direkt.

Der Selbstversuch: Nach wenigen Sekunden habe ich den 218 Seiten starken „Kurs in der Programmiersprache C“ von Thomas Theis. Etwa 15 Prozent des Inhalts ist Werbung. Von Siemens, E.ON, Shell – Konzerne, die Leute, die C programmieren können, und mit meinem Studienprofil (also dem, das ich auf der Seite angegeben habe) einstellen wollen. Wenn ich eingestellt werden will, kann ich die Werbung direkt anklicken.

Dank Werbung kostenlose Nutzung

Werbefinanzierte Inhalte sind nichts Neues. Man denke an den „Tagesspiegel“ oder das Privatfernsehen. Im Verlagswesen ist die Idee allerdings ein Novum. Anscheinend ein erfolgreiches: Madsen schätzt seinen Marktanteil an Studienhandbüchern mit 2,4 Millionen. Downloads der 150 deutschen und 800 englischen Titel in Deutschland auf 18 Prozent.

Und die Qualität? „Die Bücher durchlaufen ein peer review“, erklärt Madsen. „Auf dem unabhängigen Portal Merlot haben unsere englischsprachigen Bücher Bewertungen von 3,5 bis 5 von 5 Sternen“, sagt er nicht ohne Stolz.

„Wir schauen gezielt in die Lehrpläne der Universitäten, suchen nach Themen und fragen bei Professoren an“, erklärt er weiter. 99 Prozent der deutschsprachigen Titel sind Originale, keine Übersetzungen. „Es gibt deutsche Umstände, von denen ein amerikanischer Professor nichts wissen kann“, erklärt Madsen.

Jürgen Klüver, emeritierter Professor für Informationstechnologien und Bildungsprozesse der Uni Duisburg-Essen, wurde von Bookboon angefragt, ein Lehrbuch über den „Einsatz sogenannter naturanaloger Verfahren für Probleme des Projektmanagements“ für BWL- und Informatikstudierende zu schreiben. Klüver hat „nach gewissen Bedenken zugesagt, weil es mich reizte, ein Buch ganz für das Medium Internet zu schreiben, das heißt didaktisch anders als meine bisherigen (Lehr-)Bücher.“

„Das Geschäftskonzept ist mir eigentlich ziemlich gleichgültig“, sagt der Professor. „Ob die Studierenden davon profitieren, entscheidet doch wohl primär die Qualität der Texte.“

:Marek Firlej

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