Bild: Referendum: Ein großer Schritt für die LGBTQ-Gemeinde Foto: lux

Irland hat als erstes Land weltweit am 23. Mai die Ehe für alle per Volksentscheid in der Verfassung verankert. Künftig gibt es dort keinen Unterschied mehr zwischen einer ehelichen Verbindung gleichgeschlechtlicher Paare und einer „konventionellen“ Ehe – obwohl dort vor rund 20 Jahren homosexuelle Handlungen noch strafbar waren. Damit hat das katholische Irland eine Vorreiterrolle eingenommen, die verschiedenste Reaktionen ausgelöst hat.

Ob Ehe oder nicht Ehe, darum soll es hier nicht gehen. Das muss jedeR mit sich selbst ausmachen – und in Irland können dies jetzt alle, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. In Deutschland gibt es nach wie vor nur die sogenannte „eingetragene Partnerschaft“, die in den Augen vieler eben immer noch keine „richtige“ Ehe ist. Wir sehen es als so selbstverständlich an, dass Mann und Frau heiraten können – ja, dass manche es sogar gleich mehrfach hintereinander tun, zum Teil nur wenige Wochen verheiratet sind, bevor sie sich wieder scheiden lassen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass Scheidungen genauso verpönt waren.

Ja sind wir denn ein Kirchenstaat?

Der Vatikan bezeichnete das Ergebnis des Referendums als „Niederlage für die Menschheit“ – eine Sichtweise, von der man nur hoffen kann, dass sie sich in nächster Zeit ändern wird. Aber im kirchlichen Kontext sind auch andere, für uns mittlerweile alltägliche Themen noch sehr umstritten: Scheidung, Verhütung und Abtreibung zum Beispiel. Wäre doch mal Zeit, dass die Kirche sich auch einem Realitätscheck unterzieht.

Wir aber leben nicht in einem Kirchenstaat sondern in einer Demokratie, die sich die Gleichheit aller auf die Fahne geschrieben hat. Auch wenn wir eine christliche Partei an der Spitze haben, sollte sich unsere Gesellschaft doch mehr am Wohl des Menschen orientieren und weniger daran, was der Papst sagt – schließlich ist eine Scheidung doch auch unproblematisch. Warum sollte eine gleichgeschlechtliche Ehe anders sein? Wir verstehen Ehe heute schließlich nicht mehr nur als Einheit zwischen Mann und Frau mit dem Zweck, Kinder in die Welt zu setzen. Längst nicht alle Paare, die heiraten, tun das heute mit dem Ziel, Kinder zu kriegen oder auch nur ihr gesamtes Leben miteinander zu verbringen. Warum also sollten nicht zwei Frauen heiraten dürfen? Und wo wir gerade dabei sind: Warum sollten zwei Männer nicht auch gemeinsam Kinder großziehen?

Wo geht die Reise hin?

Das irische Referendum hat auch die Debatte in Deutschland wieder neu befeuert – schließlich möchten wir uns als modernes und inklusives Land sehen, das in Sachen Gleichberechtigung eine Vorreiterrolle hat. Wir möchten nicht (wieder) auf der falschen Seite der Geschichte landen. In einer Demokratie sollte jedeR das gesetzlich geschützte Recht haben, sich selbst für oder gegen die Ehe zu entscheiden. Wollen wir hoffen, dass die Bundesrepublik bald mit dem kleinen, katholisch geprägten Irland gleichzieht und Gleichheit über antiquierte Traditionen stellt. Statt Homo-Ehe vs. „normale“ Ehe sollte es dann eine Ehe für alle geben – auch hier in Deutschland.

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