Bild: Der Dokumentarfilm „An der Seite der Braut“ wurde per Crowdfunding realisiert. , Mutig und bewegend: „An der Seite der Braut“ Foto: www.iostoconlasposa.com

Eine Gruppe syrischer und palästinensischer Flüchtlinge reist als Hochzeitsgesellschaft getarnt quer durch die Festung Europa, um in Schweden Asyl zu beantragen. Der Dokumentarfilm „An der Seite der Braut“ ist zugleich eine politische Aktion. In Kooperation mit Pro Asyl und Adopt a Revolution wurde er am 20. Mai in Anwesenheit einer Darstellerin im Bahnhof Langendreer gezeigt.

Brecht hat es mal so ausgedrückt: „Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Man kann sagen, der Mensch ist nur der mechanische Halter eines Passes.“ Diese Mischung aus Lakonie und Humanismus schwingt auch oft in den Szenen von „An der Seite der Braut“ mit. Denn in den Dialogen zwischen den Geflüchteten – Flüchtlingsgespräche – nimmt man so manches mit Humor: Man scherzt über das kalte Schweden, das eineN, sofern alles klappt, erwartet, oder die erste Staatsangehörigkeit. Aufrüttelnd sind dagegen die vielen Erfahrungsberichte: Über die Küstenwache, die es unterlässt, Menschen zu helfen, wenn sie zu ertrinken drohen. Oder Grenztruppen, die für Fingerabdrücke die Hände Geflüchteter so fest mit Gewalt auf den Tisch pressen, bis sie anfangen zu bluten. Der Dokumentarfilm erzählt konsequent aus der Perspektive der Geflüchteten.

Engagiertes Kino der Unterdrückten

Wie es zu diesem durch Crowdfunding finanzierten Filmprojekt unter der Regie von Antonio Augugliaro, Gabriele Del Grande und Khaled Soliman Al Nassiry kam, erläuterte Tasmin Ferad, die im Film die Braut spielt, bei der Vorführung im Bahnhof Langendreer: So hat Gabriele del Grande aus dem Regieteam Abdallah Sallam, der im Film mit seiner Familie porträtiert wird,  am Mailänder Bahnhof getroffen. Dort suchte er einen Zug nach Stockholm. Der Regisseur klärte ihn auf, dass es diesen nicht gibt. Zusammen entwickelten sie dann das (Film-)projekt, eine Gruppe als Hochzeitsgesellschaft getarnt nach Schweden zu schmuggeln. Dieses illegale wie riskante Unterfangen wurde filmisch festgehalten. Heraus gekommen ist aufrüttelndes, engagiertes Kino der Unterdrückten. Film als ziviler Ungehorsam.

:Benjamin Trilling

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