Bild: Vorsicht, wenn beim gefoulten Spieler die Sicherungen durchbrennen: SchiedsrichterInnen müssen in der Kreisliga auf einiges gefasst sein., Kommentar: Gewalt gegen SchiedsrichterInnen nimmt zu Foto: tims

Das Thema ist nicht neu, aber bleibt durch immer wiederkehrende Vorkommnisse aktuell: die Gewaltbereitschaft gegenüber SchiedsrichterInnen in den unteren Ligen. Ein talentierter Schiedsrichter aus Essen beendet nach einem Faustschlag seine noch junge Karriere. Die Zahl der Unparteiischen geht zurück. Wer will denn auch noch pfeifen?

SchiedsrichterInnen in der Bundesliga müssen sich schon einiges anhören. Eine falsche Abseitsentscheidung, eine unberechtigte gelbe Karte oder ein falsch gegebener Elfmeter. Auch in der Eliteliga gehören Fehler bei den Unparteiischen dazu. Doch bis es soweit ist und man als einfacher Bundesligaschiedsrichter mit einem Einstiegsgrundgehalt von 20.000 Euro jährlich startet, muss man den langen Weg über die unteren Ligen und Lehrgänge gehen – und sich dabei vieles gefallen lassen. So hatte auch Schiedsrichter Niklas Sapountzoglou Ambitionen und pfiff als 23 Jähriger schon Landesligaspiele. Bis ihn ein Faustschlag eines Spielers zum Aufhören bewegte.

Faustschläge machen den Job nicht beliebter

Dass Gewalt gegenüber SchiedsrichterInnen mittlerweile immer häufiger vorkommt, musste auch Niklas von SV Rhenania am eigenen Leibe erfahren. Nach einem strittigen Elfmeterpfiff rastete ein Spieler der Sportfreunde 08/21 aus und verpasste dem jungen Mann aus Bottrop einen Fausthieb. Als Konsequenz legte Niklas seine Pfeife in die Ecke und wird nie wieder Fußballspiele leiten. Ein konsequenter und auch wohl überlegter Schritt.

Doch muss es eigentlich soweit kommen? Warum rasten mehr und mehr SpielerInnen aus und werden handgreiflich? Die Unparteiischen sind zudem nicht nur gewaltbereiten SpielerInnen ausgesetzt, sondern werden auch von TrainerInnen und aufgebrachten ZuschauerInnen zum Teil körperlich bedroht. Geht’s noch?

Spiele von BV Altenessen möchte niemand mehr pfeifen

Es ist nicht überraschend, dass SchiedsrichterInnen keine Lust mehr auf die Pfeife haben, wenn sie selbst mit Backpfeifen rechnen müssen. Im Fall von Niklas Sapountzoglou hatte dieser noch Glück im Unglück. Deutlich schlimmer erging es einem erfahrenen Schiedsichter aus Essen, dem bei einem Freizeitligaspiel im November letzten Jahres nach einer gezeigten gelb-roten Karte der Kiefer gebrochen wurde.

Oder das noch schlimmere Beispiel aus den Niederlanden, als bei einem Jugendligaspiel der Linienrichter zu Tode geprügelt wurde. Warum herrscht in den unteren Ligen unter SpielerInnen so viel Aggressivität und Gewaltbereitschaft? Ist der Fußball als Sport der einfachen Leute zu einem Aggressionsbewältigungscamp geworden, bei denen die SchiedsrichterInnen die Zielscheibe sind? Spiele vom BV Altenessen möchte niemand mehr pfeifen – der Verein ist im vergangenen Jahr mehrmals durch Massenschlägereien und Attacken auf SchiedsrichterInnen negativ aufgefallen. Wo soll das hinführen? Es herrscht bereits jetzt akuter Mangel. Dieser wird auch nicht schwinden, wenn die Gewalt weiterhin das Spiel bestimmt.

:Tim Schwermer
 

0 comments

You must be logged in to post a comment.