Tom Beck ist Musiker, Schauspieler und Manager – einfach ein Allroundtalent. Am Dienstag der vergangenen Woche flimmerte der Sat.1-Film „Einstein“ über die bundesdeutschen Mattscheiben. In der Hauptrolle gab der ehemalige „Alarm für Cobra 11“ Kommissar nun den Urenkel des titelgebenden berühmten Physikers, der Bochumer ErmittlerInnen bei der Aufklärung eines kniffeligen Falles hilft. Gedreht wurde der Streifen im vergangenen Sommer unter anderem an der Ruhr-Universität Bochum.
Bereits nach den ersten Minuten merkt man, dass auch dieser Film zu den eher seichteren Beispielen moderner Fernsehfilmkunst zählen wird. Beck spielt einen schrägen Physikprofessor, der mit seinen 32 Jahren an einer bahnbrechenden Formel arbeitet, die die Energieprobleme unseres Planeten lösen soll. Nebenbei leidet er an Chorea Huntington, einer bislang unheilbaren erblichen Krankheit des Gehirns, die letztlich zum Tode führt. Damit er seine Arbeit beenden kann, dopt er sich mit allerlei rezeptpflichtigen Wachmachern und anderen Medikamenten, die er sich über illegale Umwege beschafft. Dies fällt schließlich auch der Polizei auf, die den eigenwilligen RUB-Physiker und Professor schließlich zur Klärung eines Mordfalls im Bochumer Drogenmilieu einspannt. Als Ausgleich soll ihm eine mögliche Haftstrafe erlassen werden.
Visuelles Fremdschämen
Aus dieser recht trivialen Geschichte hätte eigentlich ein unterhaltsamer Krimi entstehen können. Leider verpassten es die Drehbuchautoren Matthias Dinter („Was nicht passt, wird passend gemacht“) und Martin Ritzenhoff („Das kleine Gespenst“) die zahlreichen Anleihen aus anderen, ähnlich gestrickten Krimiserien (zum Beispiel „Sherlock“, „Elementary“, „Perception“), in ein tragfähiges Korsett zu schnüren. Durchweg scheitert Beck an seiner eigenen Rolle – man nimmt ihm den Physikprofessor einfach nicht ab. Oftmals hat man den Eindruck, seine wissenschaftliche Expertise beschränkt sich lediglich auf das Wiederkäuen altbackener Einstein-Zitate. Hierdurch wirkt Beck in vielen Szenen wie ein Papagei, der sich mehr Sorgen um seine Frisur zu machen scheint, als um die Dinge, die einen Menschen in seiner Situation bewegen dürften. Unterfüttert wird dieses schauspielerische Scheitern durch zahlreiche Klischees und zugleich zweifelhafte Darstellungen, die zumindest bei RUB-Studierenden für Kopfschütteln sorgen dürften. So steckt der ambitionierte Physiker gerne mal einen weg – beispielsweise unter dem Übungsteleskop auf NA, wo er in seiner unieigenen Bumshöhle residiert und sich regelmäßig zudröhnt. Ebenso aufgesetzt kommt ein Inhaltsstrang daher, in dem Beck durch den Uni-Rektor dazu gedrängt wird, seine Forschungen an dubiose Asiaten zu verschachern – schließlich braucht die Uni Geld.
Trotz dieser zahlreichen Unzulänglichkeiten kam „Einstein“ bei den ZuschauerInnen gut an – in der vergangenen Woche verkündete Sat.1, dass der Film auch in Serie gehen werde. Na dann Prost Mahlzeit!
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