Junge Designerin performt Faulheit in Buchform. Keine erschöpfende Abhandlung, aber sehr geeignet, wenn man etwas Wertiges und Witziges verschenken will.
Da stehe ich an einem Leipziger Messestand und sehe plötzlich dieses Büchlein „Ft. Oder das Recht auf Faulheit“ von Kathrin Radke, gebunden in taubenblaues Leinen, auf dem Titel ihre Version, wie man Hitchcocks Film „Die Vögel“ auf einen Blick typografisch darstellen kann. Was die Designerin Radke (*1988) mit einfachsten buchgestalterischen Mitteln versammelt, hat Charme: Von der Rubrik „Zu faul für Filme“, in der neben den „Vögeln“ auch „Titanic“ und „Herr der Ringe“ kurz auf den Punkt gebracht sind, über große geschichtliche Momente, die ohne großes Zutun zustandekamen („Erfaulge“), bis zu ihrem achtseitigen Kapitel „Sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr langer Text über die Lesefaulheit“, performt sie, was schon der Titel verspricht: „Faulheit“, oder, um sich nicht zu sehr anzustrengen: „Ft“.
Das Kunst-Büchlein ersetzt zwar keines der Essays über Muße (Nuccio Ordine, 2014) oder Entschleunigung (Iljia Trojanow, 2013), die im Moment praktisch monatlich erscheinen (und ist außerdem mit 18 Euro recht teuer geraten), doch man kann es getrost allen schenken, die sich gerne auf freundliche Art ertappen lassen und sich nicht scheuen, ein Buch während der Lektüre auch mal auf den Kopf zu stellen. Eine sympathische Anbiederung an den Zeitgeist also.
:bsz Gastautor Fabian May
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