Das beste Semesterticket gibt es im VRR – diese Botschaft hängt derzeit gut sichtbar in der U35. Gerade jetzt, im Zuge der anhaltenden Debatte über das Semesterticket, stößt dieses Plakat allerdings eher sauer auf, als dass es wie lecker Currywurst schmeckt.
Die Kommunikation zwischen Studierenden und VRR funktioniert schon längst nicht mehr. Man redet aneinander vorbei und unterstellt sich gegenseitig, die jeweiligen Positionen nicht zu verstehen. Sind die Preiserhöhungen nicht gerechtfertigt und das Ticket im Endeffekt immer noch günstiger als die Alternativen? Für den VRR scheinbar Grund genug, um mit dieser Plakat-Info-Aktion den Studierenden deutlich die Vorteile des Semestertickets vor Augen zu führen. Aber wenn für diese Eigenwerbung-Aufklärungsaktion genug Geld da ist – hätte man mit dem dafür verwendeten Budget nicht dem Gegenvorschlag der Studierenden zumindest etwas entgegenkommen können? Man kommt als Studi nicht umhin, sich angesichts dieser Plakate etwas verspottet zu fühlen – so landete das Plakat denn auch auf der entsprechenden Facebook-Seite „Verspottet: Ruhr-Universität Bochum“.
Muss das wirklich sein?
Ein genialer Marketing- und PR-Gag ist es allemal: So ganz beliebt ist der VRR bei den Studierenden ja derzeit nicht mehr, man siehe „So nicht, VRR!“ und Schwierigkeiten mit Aufdrucken und NRW-Ticket bei Kontrollen. Jetzt für einen positiven Image-Schub zu sorgen und die Studis am lokalpatriotischen Wir-Schopf zu packen, scheint ratsam – jedoch nur auf den ersten Blick: Grenzenlos mobil (innerhalb der Grenzen des VRR in überfüllten Zügen), Fahrrad- und Personenmitnahme (nach 19 Uhr und am Wochenende) und solidarisch günstig (jeder muss zahlen, auch wenn er es nicht benutzt): Was zunächst durchweg positiv erschien, erhält mit diesen Zusätzen doch einen leicht bitteren Beigeschmack: Müssen wir wirklich so über die Vorteile des Tickets belehrt werden?
Wir wollen nur euer Bestes…
Kommt die beste Currywurst tatsächlich aus dem Pott? Ich persönlich wage das ja zu bezweifeln – es ist mir aber ehrlich gesagt auch egal. Die Wurst schmeckt mir schließlich nicht weniger gut, nur weil es anderswo eine bessere gibt. Das Gleiche gilt für das Semesterticket. Und bei beiden kann ich weder kontrollieren noch beeinflussen, was tatsächlich drin ist – der Unterschied ist, dass ich wählen kann, ob ich die Currywurst kaufe und esse oder nicht. Das Semesterticket muss ich bezahlen, egal ob ich es täglich oder nie nutze. Insofern kann es mir doppelt egal sein, ob es das beste ist oder nicht – ich nehme es, weil ich es brauche oder weil ich meinen KommilitonInnen gegenüber solidarisch bin. Weil ich keine Alternative habe. Oder vielleicht doch, weil ich nach Lektüre dieses Plakates reumütig eingesehen habe, dass ich unrealistische Erwartungen habe und der VRR ja wirklich nur unser Bestes will?
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