Bild: The Order 1886: Cineastischer Ballerspaß ohne Wiederspielwert

Seit Ende Februar lädt der PS4 exklusive Titel „The Order 1886“ SpielerInnen auf eine atmosphärische Reise ins neoviktorianische London ein und sorgt dabei für hitzige Diskussionen in der ZockerInnengemeinde. Die einen fühlen sich cineastisch unterhalten – die anderen beklagen fehlende Innovationen und den geringen Umfang des Titels.

Zuallererst muss man sagen, dass „The Order 1886“ wirklich atemberaubend aussieht. Seit langer Zeit habe ich kein Spiel mehr gespielt, das meine Augen derart verwöhnte und dabei auch inhaltlich bei mir punkten konnte. Die EntwicklerInnen vermischten Teile der Artussage mit Elementen des Steampunk und verlagerten die Geschichte in ein alternatives London, das von einem uralten Orden, „den Rittern“, vor allerlei Bedrohungen beschützt wird – darunter auch Werwölfe und Vampire. Als Hauptprotagonisten steuert man den Ritter Grayson, der auch auf den Namen Galahad hört, durch die Pixelbauten der britischen Hauptstadt und klärt dabei eine monströse Verschwörung auf. Oftmals sieht man sich mit dem digitalen Ableben konfrontiert – lediglich das sogenannte Schwarzwasser (Gralswasser), welches die StreiterInnen in einer Phiole um ihren Hals tragen, rettet vor dem vorzeitigen Spielende.

Nach sechs bis sieben Stunden ist der Spaß dann trotzdem vorbei. So lange dauert es nämlich, bis man „The Order 1886“ durchgespielt hat. Für einen Vollpreistitel (mindestens 70 Euro)  ein wahrlich ernüchternder Umfang. Auch spielerisch kann der  Third-Person-Shooter der Ready At Dawn Studios nur spärlich begeistern. Neben sich stetig wiederholenden Events, in denen man sich statisch von Deckung zu Deckung ballert, wird man mit langweiligen Schleich- und Klettereinlagen abgespeist. Genauso lästig sind die zahlreichen Quick-Time-Events, bei denen man den Spielverlauf durch hektisches Knopfdrücken und wildes Controller-Gehampel beeinflusst. Meistens geht das aber in die Hose und man darf die Passage noch einmal spielen.

Wer auf gut inszenierte Zwischensequenzen und eine solide Geschichte mit exotischem Setting steht, wird viel Freude mit „The Order 1886“ haben. Diejenigen, denen es um innovatives Gameplay, Entscheidungsfreiheit und einen entsprechenden Wiederspielwert geht, sollten lieber die Finger von dem Spiel lassen.

:Christian Kriegel

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