Am 12. Januar untersagte die Uni-Verwaltung überraschend eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung der anarchistischen Schwarzen Ruhr-Uni (siehe :bsz 1028). In einer Pressemitteilung erhoben die VeranstalterInnen daraufhin Zensurvorwürfe. Wir haben nachgehakt und das RUB-Rektorat befragt, das die Vorwürfe zurückweist und die Entscheidung nun rein formal mit haftungsrechtlichen Regelungen begründet.
Spätestens seit Veröffentlichung eines Readers zum Thema „Herrschaftsinstitution Hochschule: Über die Unterdrückung an der Uni“ sei die Schwarze Ruhr-Uni der Uni-Verwaltung ein „Dorn im Auge“, wie es in einer Mitteilung des Protestkomitees der RUB vom vergangenen Sonntag heißt. Hanna Poddig, eine der Übersetzerinnen des bei der untersagten Veranstaltung vorzustellenden Buchs „Work“ des internationalen anarchistischen Kollektivs CrimethInc, wird dort wie folgt zitiert: „Das Verbot ist eine eindeutige Form politischer Zensur und als solche nicht hinnehmbar.“
Kanzler-Vetreter Dr. Karl-Heinz Schloßer weist diesen Vorwurf zurück und führt als Verbotsbegründung die „Nichteinhaltung formaler Vergabekriterien“ an. Bei der Anmeldung der Lesung durch den Fachschaftsrat Sozialwissenschaft sei der tatsächliche Veranstalter verschwiegen worden. Die Absage stehe „in keinem Zusammenhang zu den geplanten inhaltlichen Themen der Veranstaltung“, teilte Schloßer am Freitag auf Anfrage der :bsz mit.
Allgemeinpolitik unerwünscht?
Sechs Veranstaltungen der Schwarzen Ruhr-Uni konnten zuvor problemlos stattfinden und der Raum sei auch diesmal bereits vor einem Vierteljahr regulär beantragt worden – „die Nutzung wurde aber erst am Montag vor der Veranstaltung von der Univerwaltung untersagt“, heißt es vonseiten der anarchistischen RUB-Gruppe. Der Kanzler-Vertreter bestätigt, dass eine Anfrage für den Raum im GB-Gebäude seitens des FR Sowi sogar bereits seit dem 11. August 2014 vorlag. Offensichtlich aber erst kurz vor der Veranstaltung „wurde der Raumvergabestelle jedoch der Umstand bekannt, dass die geplante Veranstaltung von der ‚Schwarzen Ruhr-Uni‘ durchgeführt werden sollte, also nicht von der in der Buchung benannten Fachschaft der Fakultät für Sozialwissenschaft“, führt Schloßer weiter aus – diese sei „in keiner der Ankündigungen als Veranstalter benannt oder mit dem Ereignis in Verbindung gebracht“ worden.
Das Protestkomitee dagegen vermutet, dass „allgemeinpolitische Diskussionen und Veranstaltungen“ möglicherweise nicht mehr an der RUB erwünscht seien, was auch die Schwarze Ruhr-Uni annimmt: Nachdem die Raumnutzung zunächst durch eine Mailbox-Nachricht an den Anmelder „ohne Angabe von weiteren Gründen untersagt“ worden sei, habe in einem weiteren Gespräch „ein Politikverbot“ im Raum gestanden. Die Schwarze Ruhr-Uni setzt ihre Aktivitäten jedoch weiterhin fort und „wird sich von solchen Verboten nicht an ihrer politischen Arbeit hindern lassen“: „Anarchistische Ideen müssen sich frei verbreiten können und Herrschaft überwunden werden.“
12 comments
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„Anarchistische Ideen müssen
„Anarchistische Ideen müssen sich frei verbreiten können und Herrschaft überwunden werden.“
Da freuen wir uns!
Alles Verändern
Es gibt übrigens neues von CrimethInc und ganz vielen anderen Anarchist*innen auf der Welt:
https://www.youtube.com/watch?v=K1F1C8VQ2GM
Wenn du etwas Beliebiges verändern könntest, was wäre es? Würdest du für den Rest deines Lebens Urlaub machen? Dafür sorgen, dass fossile Brennstoffe aufhören Klimawandel zu verursachen? Dir ethisch vertretbare Banken und Politiker_innen wünschen? Jedenfalls wäre sicherlich nichts unrealistischer, als alles so zu belassen wie es ist, und andere Resultate zu erwarten.
In unseren privaten finanziellen und emotionalen Kämpfen spiegeln sich globale Unruhen und Katastrophen wider. Wir könnten all unsere Zeit darauf verwenden, ein Feuer nach dem anderen zu löschen, aber sie haben alle die selbe Ursache. Stückweise zu reformieren wird nichts in Ordnung bringen: Wir müssen alles, entsprechend einer anderen Logik, überdenken.“
Um etwas zu verändern, fang überall an.
Vielleicht wär es möglich die
Vielleicht wär es möglich die Stellungnahme mal ganz zu veröffentlichen anstatt nur Teile davon?
Also wenn ich das richtig
Also wenn ich das richtig verstehe, hat der FR Sowi den Raum gebucht und einfach weiter gegeben. Und das ist erst später gemerkt worden. Wo ist denn das Problem? Ich kann doch auch keine Wohnung mieten und ide dann einfach an andere weitergeben! Hat irgent jemand behauptet die Schwarze Rub hätte keinen Raum bekommen, wenn Sie selber gefragt hätten?
Raumsituation an der Ruhr-Uni
Es haben wohl auch andere Initativen Raumprobleme, diese fragen selber Die Räume sind doch da und ungenutzt (zumindest ab 18.00 Uhr; dann sollte die Veranstaltung sein). Es geht bei der ganzen Sache einzig um die Kontrolle über die Räume also das Eigentum an ihnen und nicht irgendwelche praktischen Gründe.
Stellungnahme ganz
Die Stellungnahme findest du ganz hier:
http://schwarzerub.blogsport.de/
Politikverbot oder schlampige Anmeldung?
Man kann ja nachvollziehen, dass es diesen „Schwarze Ruhr-Uni“ etwas peinlich gewesen sein muss. Da holt man eine internationale Anarchistin an die RUB und dann hat man den Raum nicht richtig gebucht. Wäre mir auch peinlich. Aber das kann man doch diesem Herrn Schlosser nicht anlasten! Der macht doch nur seinen Job. Kann ja auch sein, dass auf einmal keine Schwarzen sondern die NPD da kommt und was machen will? Und dann ist Herr Schlosser auch Schuld weil er nicht aufgepasst hat? Nee, die sollen das das nächste mal richtig anmelden. hat doch 6 Mal vorher auch geklappt und zwar ohne Zensur.
Ich persönlich vermute, dass bei den ersten 6 Veranstaltungen dieser Schwarzen Gruppe keiner hingekommen ist und jetzt haben die das eben schlampig gebucht und dachten sich, machen wir was draus. Dann rufen sie Zensur aus und schon berichtet man über sie und dann kommen hoffentlich beim nächsten Mal so viele Zuhörer, dass sie zufrieden sind und nicht mehr so einen Tanz aufführen müssen. Wäre mal sehr gespannt, ob dieser Ulrich Schröder auch über die nächste Veranstaltung berichtet, die von dieser Schwarzen Uni gemacht und von der RUB-Leitung genehmigt wird? Wird er dann auch schreiben, dass es keine Zensur mehr gibt? Und sich bei Herrn Schlosser und den Mitarbeitern der Uni entschuldigen, wie es ihm gut zu Gesichte stehen würde? Wahrscheinlich schreibt er dann: Dank seiner heldenhaften Berichterstattung wurde soviel Druck auf die Uni ausgeübt, dass die Schwarze Uni nicht mehr mundtot gemacht werden kann oder so. Dann ist er ein kleiner RUB-Snowden und in Wahrheit hat der Fachschaftsrat Sowi einfach nur mal nen Antrag richtig ausgefüllt… Was ein Tanz.
Komisch…
Vielleicht sollte die schwarze Ruhr Uni bei der nächsten Veranstaltung mal nicht den FR-Sowi fragen, ob er einen Raum bucht, sondern den NAWI AStA. Der hat zum Beispiel am Dienstag 28.1. im Kulturcafé eine globalisierungskritische Veranstaltung mit einem Referenten von Attac gemacht. Absolut kritisch, absolut allgemeinpolitisch, absolut erkenntnisreich. Allgemeinpolitik kann man am Campus machen, aber anscheinend besser mit der Nawi als mit dem FR-Sowi… so traurig das ist. Diese Veranstaltung wird von der bsz übrigens nicht mal erwähnt, obwohl sie quasi im Nebenraum zur Redaktion stattfand. Das ist eine Schande, dass die Kritik an der Globalisierung und TTIP und TISA und CETA sogar von der bsz verschwiegen wird, wenn sie quasi nebenan stattfindet. Die Nawi sollte mal darauf achten, dass „ihre“ AStA Zeitung nicht immer nur über „Skandale“ berichtet, sondern auch mal über die parteiunabhängigen kritischen Informationsveranstaltungen, die sie den Studies bietet. Er die bsz achtet mal selber auch das, was um sie herum passiert…
Kein Zusammenarbeit mit dem ASTA
Anarchist*innen arbeiten nicht ohne Grund nicht mit Parteien7 Parteien zusammen. Und schon gar nicht mit diesen ASTA. (
Und das Kulturcafe ist ein kommerzieller Raum, bei den bisherigen Veranstaltungen der schwarzen Ruhr-Uni gab es zum Beispiel auch immer veganes Essen gegen Spende, sowas ging im Kulturcafe nicht.
Ich verstehe das Problem
Ich verstehe das Problem nicht. Wenn die Truppe da eine RUB-Gruppe ist, dann kriegt sie auch ne Erlaubnis. Sie hätte ja auch beim KulturCafé mal nachfragen können. Wenn eine andere Organisation diesen Antrag stellen muss, wirkt das komisch. Und wenn das nicht genehmigungsfähig ist, dann muss man beim nächsten Mal den Antrag einfach selbst stellen.
Unsere Universität hat echt andere Probleme und es gibt auch wichtigere Ereignisse. Ich hab die RUB nicht als diskursarmen Platz kennengelernt. Nur weil wir nicht mehr am Lagerfeuer sitzen und „Blowing In The Wind“ singen, sind wir nicht automatisch unpolitisch.
Manche Dinge zünden einfach nicht mehr. Darüber hat ein großer amerikanischer Sänger schon gesungen: You can’t start a fire without a spark.
Politikverbot oder schlampige Anmeldung?
„Wäre mal sehr gespannt, ob dieser Ulrich Schröder auch über die nächste Veranstaltung berichtet, die von dieser Schwarzen Uni gemacht und von der RUB-Leitung genehmigt wird? Wird er dann auch schreiben, dass es keine Zensur mehr gibt? Und sich bei Herrn Schlosser und den Mitarbeitern der Uni entschuldigen, wie es ihm gut zu Gesichte stehen würde?“
Mein Artikel ist journalistisch absolut sauber recherchiert und beide Seiten kommen angemessen zu Wort. Es besteht somit auch keinerlei Anlass, sich hierbei für irgendetwas zu entschuldigen.
Wo kann ich das Buch als PDF herunterladen?
Also ich denke mal da es ein antikapitalistisches Buch ist wird das AuthorInnenkollektiv es den Menschen sicherlich kostenlos zur Verfügung stellen, oder?