Wie zynisch: Wenn der Mensch die Meere schon ihrer Fische, Krabben und Weichtiere entledigt (siehe oben), dann pumpt er die See doch mit etwas anderem wieder voll: mit Müll. Besonders Plastikmüll macht den marinen Ökosystemen zu schaffen: Es gibt ihn massenweise, er ist nicht biologisch abbaubar und zerfällt in wenige Millimeter große Teilchen, die in den Nahrungskreislauf gelangen.
Im Jahr gelangen 6,7 Millionen Tonnen Abfall ins Meer, schreibt die Umweltorganisation der Vereinten Nationen, UNEP, in einem Bericht. Demnach finden sich in jedem Quadratkilometer der Meeresoberfläche auf der Welt zwischen 13.000 und 18.000 Plastikpartikel.
„Es sind mindestens 267 verschiedene Arten bekannt, die darunter leiden, dass sie sie sich in im Meer treibenden Müll verstricken oder ihn aufnehmen, darunter Seevögel, Meeresschildkröten, Robben, Seelöwen, Wale und Fische“, schreibt Greenpeace in einem Bericht zur Verschmutzung der Weltmeere.
Drastische Zustände im Großen Pazifischen Müllstrudel
Der amerikanische Ozeanograph Charles Moore schreibt in seinem Artikel „Out in the Pacific Plastic is Getting Drastic“, wie Quallen sich im Plastikmüll verfangen und andere durchsichtige Organismen bunt schimmern durch den Kunststoff in ihrem Inneren. Wie Naturphänomene, die eigentlich Plankton zu kilometerlangen Streifen formen, im Pazifik aus Kunststoff bestehen. Im ***Great Pacific Garbage Patch*** – oder Großen Pazifischen Müllstrudel – finden sich sechsmal mehr Müllteilchen im Wasser als organisches Material, schreibt Moore.
Was die Größe des Müllstrudels angeht, seien die meisten Angaben vollkommen übertrieben, sagt Angelique White von der Oregon State University. Angaben von der sechsfachen Fläche Deutschlands wie auch zur Dichte seien nach ihren Erkenntnissen nicht belegt. Dicht an dicht ergäbe der Müllteppich vielleicht „nur“ 7.000 km². Auch sei die maritime Müllkippe in den letzten Jahres nicht gewachsen.
Das gilt allerdings nur für die Wasseroberfläche. Wie viel Kunststoff sich unter der Meeresoberfläche abgelagert hat, vermag heute noch niemand zu sagen.
Das Perfide an Kunststoff ist: Er ist nicht biologisch abbaubar, sondern zerfällt durch UV-Licht und physische Einwirkung in immer kleinere Teilchen. Ab einer Größe unter fünf Millimetern spricht man von Mikroplastik.
Gefährliche Giftschwämme
Diese Kunststoffe haben die Eigenschaft, Giftstoffe aus dem Wasser zu filtern – was zunächst gut ist. „Kunststoffpolymere sind Schwämme für DDT, PCBs und Nonylphenole – ölige Giftstoffe, die sich im Salzwasser nicht auflösen“, schreibt Moore.
Doch werden diese verseuchten Partikel von Tieren gefressen. Auch von Tieren, die wir schließlich essen.
Wer nun auf Fisch verzichtet, ist vor Mikroplastik dennoch nicht sicher: Wie der NDR bereits im vergangenen Jahr berichtete, fanden sich mikroskopische Kunststofffasern selbst in Mineralwasser und Bier. Versuche zeigten, dass sich diese Stoffe selbst im Gewebe anlagern können.
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