Bild: Kommentar: Die „Pille danach“ braucht kein Rezept

Die „Pille danach“ wird dank einem Beschluss der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zukünftig rezeptfrei in Apotheken erhältlich sein. Das ist medizinisch sinnvoll – und gesellschaftlich ein Sieg der weiblichen Selbstbestimmung über den konservativen Moralismus.

Immer wieder hatten ExpertInnen die Abgabe der „Pille danach“ ohne ärztliches Rezept gefordert; darunter Pro Familia, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. In den meisten EU-Ländern ist das Notfall-Verhütungsmittel bereits seit vielen Jahren rezeptfrei zu erwerben, ohne dass sich dadurch Probleme ergeben hätten. Hierzulande hatten CDU/CSU die rezeptfreie Abgabe bisher stets verhindert – auch mit der Behauptung von möglichen schweren Nebenwirkungen, die jedoch einer medizinischen Grundlage entbehrt. In Wahrheit ist diese Pille gesundheitlich weniger problematisch, als zahlreiche nicht-verschreibungspflichtige Medikamente wie Paracetamol.

Um eine Schwangerschaft mit größtmöglicher Sicherheit zu verhüten, sollte die „Pille danach“ möglichst innerhalb von 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Schon daher ist ein schneller und unkomplizierter Zugang wichtig. Umso mehr vor dem Hintergrund, dass kirchliche Krankenhäuser Frauen dieses Medikament häufig vorenthalten. Im Dezember 2012 wurde gar einem Vergewaltigungsopfer in zwei katholischen Kliniken in Köln eine Untersuchung verweigert, da die damit verbundene Beratung auch die „Pille danach“ zum Inhalt gehabt hätte.

Doch auch jenseits von solchen Skandalen ist es mit der weiblichen Selbstbestimmung nicht vereinbar, dass eine Frau sich einem Arzt oder einer Ärztin gegenüber bezüglich ihrer Gründe für eine gewünschte Schwangerschaftsverhütung überhaupt erklären muss. Der Körper der Frau gehört der Frau – und nicht der Gesellschaft und ihren Moralvorstellungen. Den verantwortungsbewussten Umgang der Frauen mit solch einem Medikament infrage zu stellen, führt den unheilvollen Irrweg der patriarchalen und paternalistischen Bevormundung fort.

:Gastautor Patrick Henkelmann

 

Lest hier die Gegenmeinung von :bsz-Autor Alexander Schneider.

 

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