In den beiden letzten Ausgaben berichteten wir über den erstmaligen Ausfall des Schwulen Sektempfangs im AusländerInnenzentrum (AZ) sowie die Absage der historischen „Hutparty“ im KulturCafé (KuCaf) aus Brandschutzgründen. Inzwischen hat sich auch die FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) zu der brennenden Frage geäußert, ob die Partykultur an der Ruhr-Uni durch eine enge Auslegung von Brandschutzvorschriften in Schutt und Asche gelegt werden soll. „Im AZ allein dürfen keine Partys mehr stattfinden“, bestätigen die beiden FSVK-SprecherInnen Julia Janik und Pascal Krümmel, „nur noch eine Kombination zwischen AZ und KuCaf ist möglich.“ Bislang haben unter anderem die Fachschaftsräte Sowi, Medienwissenschaft sowie Geographie ihre Partys ausschließlich im AZ, dem hinteren Bereich des KuCaf, veranstaltet.
Der aktuelle Stand in Sachen Raum- und Terminfindung für Fachschaften, die ursprünglich im AZ feiern wollten, sehe momentan sehr schlecht aus: „Wir sprechen das bei jedem Rektoratstreffen von neuem an und werden immer darauf verwiesen, dass die einzelnen Räume erst durch eine Kontrolle müssen, damit dort Partys veranstaltet werden dürfen“, so die FSVK-SprecherInnen. Was die Schaffung alternativer Party-Räumlichkeiten anbelangt, wird eine studentische Mitsprache offensichtlich nicht gefördert: „Auf die Nachfrage, ob derartige Räume in den neuen Gebäuden IA und IB zu finden seien, erhielten wir die Antwort, dass der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) die Gebäude plant und wir keinerlei Wünsche oder Anregungen für deren Nutzung äußern dürfen“, heißt es vonseiten der FSVK. „Auch die Cafete im ersten Stock des Studierendenhauses war im Gespräch, aber das muss ebenfalls noch überprüft werden.“
Brandschutz für die Partyszene brandgefährlich
Julia Janik sieht inzwischen sämtliche Partys im KulturCafé „durch die neuen Brandschutzverordnungen definitiv gefährdet“: „Diese werden in Zukunft sicher nicht lockerer, eher straffer. Leider ist der Campus aus meiner Sicht für einige Studierende schon zu einem Ort des Lernens und zu keinem Ort des Lebens geworden. Die Partys der Fachschaften sind und waren natürlich immer ein tolles Mittel, um dem entgegenzuwirken“, fügt die FSVK-Sprecherin hinzu. Ihr Kollege Pascal Krümmel kennt noch die Zeiten, als in den Uni-Gebäuden auch größere Partys wie die „GC-Mania“ (Jura) oder „Get reacted“ (Chemie) stattfanden, die heute in kommerziellen Großraumdiscos organisiert werden. Die aktuelle Situation verheiße nichts Gutes: „Die Partys in den anderen Räumlichkeiten der Universität wurden schon untersagt, Veranstaltungen auf dem Campus müssen angemeldet werden, wer sich nach 21 Uhr im Gebäude aufhalten möchte, muss einen Antrag einreichen.“
Bürokratie als Kulturkiller
„Die Bürokratie zwingt den Studierenden immer mehr auf und vernichtet dabei das kulturelle Zusammenleben. Viele Veranstaltungen können nicht mehr stattfinden, weil der Mehraufwand durch den bürokratischen Akt eine große Belastung darstellt“, bringt es der FSVK-Sprecher auf den Punkt. Pascal Krümmel setzt diese Entwicklung in einen übergreifenden Kontext des hochschulpolitischen Klimawandels: „Die ganzen erkämpften Freiräume der Studierenden wurden durch tiefgreifende Umstrukturierungen des Studiums, Umstellung auf B.A. und M.A. und Schaffung von großen Hürden wie der Einführung von Studiengebühren abgeschafft, ohne dass es viele bemerkt hätten (…). Kurz: Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird die Universität zur Schule 2.0, wo die Studierenden weder Lust noch Möglichkeit haben, sich kulturell und menschlich weiterzuentwickeln. Das wäre richtig uncool.“
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