Bild: Grüne Hochschulgruppe beantragt Aberkennung seiner Ehrenprofessur: Peter Scholl-Latour., Contra: Scholl-Latour sollte seine Ehrenprofessur behalten Foto: wikimedia commons

Peter Scholl-Latour polarisiert. Es wird diskutiert, ihm die Ehrenprofessur abzuerkennen – auf Antrag der Grünen, ohne schriftliche Begründung und (besonders geschmackvoll!) drei Monate nach seinem Tode. Klingt so absurd wie die geforderte Verbannung von Kant aus den Lehrplänen der HU Berlin im Sommer, weil er „Rassist war“. Die Argumente gegen Scholl-Latour werden die altbekannten sein: Er habe ein stereotypes Islambild verbreitet, sich bei Einzelfakten geirrt und sei ein Egomane gewesen. Über „frustrierte deutsche Orientalisten“, die ihm seine Auflagenstärke missgönnten, konnte er nur schmunzeln (vgl. RUBENS 59). Er wollte keine akribische Faktenhuberei betreiben, sondern Menschen und Kulturen kennenlernen und von seinen Erfahrungen berichten. Diesem Anspruch ist er als Journalist und Bestsellerautor gerecht geworden. Grimme-Preis, Nannen-Preis und Bundesverdienstkreuz sprechen für sich. Besondere Erwähnung soll auch sein Engagement für die deutsch-französische Aussöhnung nach Hitlers Krieg finden, für das er mit dem Sonderpreis Deutsch-Französischer Kulturrat und der Aufnahme in die Légion d’honneur ausgezeichnet wurde.

Der überzeugte Europäer Scholl-Latour hat sich Zeit seines Lebens den Mund nicht verbieten lassen. „Political Correctness“ war vielleicht das einzige Fremdwort, das er nicht verstehen wollte. Er gab der Jungen Freiheit (JF) Interviews, äußerst kritikwürdig! Aber das taten andere wie Charlotte Knobloch auch. Er war ein konservativer Beobachter, der sich einen eigenen Blick auf den Islam, die Militärabenteuer der USA und die Unterdrückung der Palästinenser gönnte. Für anti-deutsche Grüne wie Karsten Finke muss er ein rotes Tuch sein. In einem seiner letzten Interviews kritisierte Scholl-Latour auch die Rolle des Westens im Ukraine-Konflikt. Man muss ja nicht mit allem einverstanden sein. Egal wie das Studierendenparlament entscheidet: Es wird folgenlos bleiben. Spätestens im Senat wird diese lächerliche Symbolpolitik gestoppt werden, die die Grünen hier auf dem Rücken eines Toten austragen. Mich hätte Scholl-Latours Reaktion auf Finkes Idee interessiert, „bewaffnete Frauen-Horden“ in den Kampf gegen den IS zu schicken (vgl. :bsz 1016). Ein mildes Lächeln?

:Gastautor Kolja Schmidt

1 comments

  1. Ich kann dem Artikel nur
    Ich kann dem Artikel nur beipflichten. Gerade sein meiner Meinung nach sehr differenzierter Blick auf die islamische Welt hat mich früh in meinem politischen Denken geprägt und so vermutlich das Abdriften in rechtsliberale, islamfeindliche Kreise verhindern können.

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