Es geht rund an den internationalen Börsen, denn vielversprechende Unternehmen wie Alibaba, Zalando oder Rocket Internet drängen auf das Parkett der Investoren. Es wird viel spekuliert und von Seiten der ExpertInnen ist man sich uneins wie man „vielversprechend“ nun auslegen soll. Die Erwartungen einer Dot-Com-Blase 2.0 sind en vogue.

Der 19. September war ein geschichtsträchtiger Tag. Alibaba, eine Art chinesisches Amazon, ging an die Börse der Wall Street in New York und ist mit einem Kapital von 231 Milliarden Dollar (circa 180 Milliarden Euro) der größte Börsengang aller Zeiten. Die Aktie konnte im Vorfeld des Starts für 68 Dollar gezeichnet werden. Die jeweiligen InvestorInnen hatten Grund zur Freude: Das Wertpapier steigerte sich am ersten Handelstag nämlich um rund 38 Prozent auf 99,70 Dollar. Die Börsen­euphorie greift also wieder um sich.

In Deutschland wurde Ähnliches versucht. Zalando und Rocket Internet drängten an die Startplätze, doch konnten sie keinen allzu erfreulichen Höhenflug verzeichnen, sondern blieben vielmehr auf dem Boden der Realität. Im Gegensatz zu Alibaba verzeichnet Zalando gerade erst schwarze Zahlen und Rocket Internet noch immer Verluste, was eine Ursache des holprigen Starts gewesen sein könnte.

Hohe Erwartungen und viel Phantasie

Spekulationen auf eine Blase gibt es zuverlässig zu jedem größeren Börsengang oder Übernahme eines Unternehmens, denn die erste Dot-Com-Blase hat sich zumindest in das Gedächtnis der Journalisten gebrannt. 2012 ging Facebook an die Börse und übernahm später für die gigantische Summe von 19 Milliarden Dollar den Instant-Messenger WhatsApp. Google und Apple feiern immer weiter steigende Kurse und bemächtigen sich, dank ihrer großen Vermögen, weiterer Sparten wie Google, etwa im Fall von Nest, der sich auf das Internet der Dinge spezialisiert hat, wie zum Beispiel mit dem Internet verbundene Rauchmelder.

Wie nun öffentlich wurde, kommt auch ein weiterer Bekannter an die Börse. PayPal, ein Internet-Bezahldienst, wird vom Mutterkonzern eBay abgespalten, der ihn 2002 nach dem Platzen der ersten Blase für 1,5 Milliarden Dollar kaufte und so noch mehr Möglichkeiten haben soll, Umsätze zu machen. So werden neue Phantasien einer überall präsenten Internetindustrie geschürt und das alte Trauma der ersten Blase um 2000 scheint erfolgreich verdrängt zu sein. Aber ob aus den alten fehlern gelernt wurde, ist noch nicht mit Gewissheit zu beantworten, genauso wie die Frage nach der derzeitigen Entwicklung.

In einem Gespräch der dw (Deutschen Welle) mit dem Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. Klemens Skibicki äußerte sich dieser zur aktuellen Lage positiv und merkte an, dass die aktuelle Lage eine andere Grundlage habe. Damals sei das Internet eine „Riesen-Wette“ gewesen, heutzutage beruhe vieles, wie Facebook, auf bewährten Geschäftsmodellen. So optimistisch wie Skibicki sehen das allerdings nicht alle, wie zum Beispiel Nigel Bolton von BlackRock, der dem „Handelsblatt“ offenlegte, was er von der aktuellen Situation halte: „Zu heiß, wenn Sie mich fragen“.

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