Ende September findet ein von vier PromovendInnen der Bochumer Theaterwissenschaft initiiertes und realisiertes Forschungsprojekt seinen vorläufigen Abschluss. Insgesamt 17 DoktorandInnen aus den USA, Frankreich, Ungarn, Österreich und Deutschland wagten in den vergangenen Monaten Grenzgänge zwischen Theater,- Geschichts-, Literatur-, Medienwissenschaft und Philosophie, um Potentiale und Grenzen interdisziplinären Arbeitens auszuloten. Auf der öffentlichen Tagung In-between. Interdisciplinarity and Theatre Studies, zu der die OrganisatorInnen alle Interessierten herzlich einladen, werden die vier Projektgruppen ihre Arbeitsstände präsentieren.
Die Idee zum Forschungsprojekt entwickelten Seta Guetsoyan, Moritz Hannemann, Meike Hinnenberg und Hanna Höfer-Lück aus einer allen gemeinsamen Situation heraus: Obwohl offiziell in der Theaterwissenschaft verortet, bewegen sich ihre Dissertationsvorhaben zwischen den Disziplinen. So kann beispielsweise das Promotionsprojekt von Seta Guetsoyan, das die Darstellung von Genozid im Theater untersucht, gar nicht anders, als auch geschichtswissenschaftliche Diskurse einzubeziehen und die Bedingungen des eigenen Mediums in den Blick zu nehmen.
Ruf nach Interdisziplinarität
Überhaupt hat das Fach Theaterwissenschaft aufgrund der multidimensionalen Anlage des Theaters schon immer Problemhorizonte mit anderen Disziplinen geteilt. So ist die Dramatik beispielsweise ein wichtiges Teilgebiet der Literaturwissenschaft oder gehört die Analyse des Bühnenbildes auch zum Feld der Kunstgeschichte. Gerade infolge dieser interdisziplinären Verfasstheit ist die Theaterwissenschaft immer wieder in Legitimationsschwierigkeiten als eigenständige Disziplin geraten. Heute dagegen wird der Ruf nach interdisziplinären Formaten immer lauter – nur bleibt oft unklar, was unter Interdisziplinarität verstanden wird: ein geteilter Problemhorizont, ein Dialog zwischen Disziplinen, die auf gleiche Forschungsgegenstände unterschiedlich antworten, eine Methode, die man sich im Rahmen seiner Analyse von einem anderen Fach ,leiht‘ oder sogar die Auflösung der Grenzen zwischen den Disziplinen?
Grenzüberschreitende Formate
Was also genau ist diese Interdisziplinarität, welche Potentiale wohnen ihr inne und welche Schwierigkeiten? Ist sie so neu, wie uns aktuelle Diskurse glauben machen wollen, oder ist sie nicht schon immer praktiziert worden? Aber warum wird sie dann aktuell so vehement eingefordert? Weniger, um diese Fragen konkret zu beantworten, als um ihnen erst einmal Raum zu geben, wurde ein Format entworfen, das ein längerfristiges Erproben und Reflektieren interdisziplinärer Arbeitsweisen ermöglichen sollte.
Dank der großzügigen Unterstützung der RUB Research School konnten bereits im Juli dreizehn DoktorandInnen verschiedener Länder und Fächer zu einem Workshop an die RUB eingeladen werden. Anhand konkreter Textmaterialien und Fragen werden seitdem die Zwischenräume zwischen verschiedenen Disziplinen in vier Arbeitsgruppen genauer erforscht. So fragt beispielsweise das Panel In-between Theatre Studies and Philosophy im Ausgang der antiken Figur des Prometheus und des aktuellen Diskurses um die Begriffe ,Technik‘ und ,Technologie‘, der sich durch philosophische wie kunstwissenschaftliche Debatten zieht, nach dem zeitgenössischen Ort von Philosophie und Ästhetik.
Sollte Euer Interesse geweckt sein, würden sich die OrganisatorInnen freuen, Euch am 28. September ab 11 Uhr im UFO 00/10 begrüßen zu dürfen.
:Ein Gastbeitrag von Seta Guetsoyan, Moritz Hannemann, Meike Hinnenberg und Hanna Höfer-Lück
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