Bild: Sieht aus wie ein gewöhnliches Referat, aber die Studierenden hören ausnahmsweise mal zu: Vortrag auf dem KomparatistInnenkongress., Komparatistik-Kongress zu „Literatur und Sexualität“ stieß auf großes Interesse – OrganisatorInnen ziehen positives Fazit Foto: Emelyn Yabar

„Zwar gibt es keine Drachen mehr, dafür muss der Abwasch in Gummihandschuhen erledigt werden.“ So brachte Markus Schleich in einem launigen Vortrag auf den Punkt, dass auch Rocksongs wie Grindermans „No Pussy Blues“ noch Elemente der hohen Minne verwenden, auch wenn sich beim ritterlichen Umwerben holder Damen das Aufgabenprofil leicht gewandelt hat. Dies war nur eine der zahlreichen Vorträge zum Themenfeld „Literatur und Sexualität“, dem sich der 5. Studierendenkongress Komparatistik vom 27. bis 29. Juni an der Ruhr-Universität Bochum widmete.

Studierende der Komparatistik hatten den Kongress mit einem engagierten und enthusiastischen Organisationsteam auf die Beine gestellt. Unter der Mensa im Veranstaltungszentrum der RUB fanden insgesamt 39 Präsentationen zu unterschiedlichsten Facetten des Kongressthemas statt. Zuvor konnten Studierende der allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft sowie anderer Fachrichtungen Paper einsenden. Aus rund 100 Zusendungen musste das Orga-Team auswählen.

„Bei manchen waren wir uns sofort einig“, erzählt Esra Canpalat. „Bei anderen haben wir lange diskutiert. Jeder hatte andere Kriterien.“ Bis zu drei Beiträge wurden zu 18 thematischen Panels zusammengefasst, wie beispielsweise „Sexualität intermedial und popkulturell“, „Sexualität und Lyrik“ oder „Pornographie und Fetisch“; doch auch abgründige Aspekte wie Gewalt und Missbrauch wurden in Panels aufgegriffen.

Rundum-Betreuung: Couchsurfing und Kulturprogramm

TeilnehmerInnen lobten das gute Zeitmanagement und die so dem Publikum gegebene Chance, zwischen Einzelvorträgen noch zu anderen Panels zu wechseln. Auch sonst waren die BesucherInnen von Unis aus ganz Deutschland sowie dem Ausland komplett umsorgt.

„Das Bündel, das wir geschnürt haben, wurde sehr gelobt“, sagt Nadine Hemgesberg vom Orga-Team. „Wir hatten ein Couchsurfing-Netzwerk, wo alle unterkommen konnten.“ Neben dieser privat organisierten Unterbringung waren im Paket noch die Verpflegung während des Kongresses sowie ein kulturelles Rahmenprogramm mit Lesung, Campus-Führung und einem Schuss Extraschicht enthalten. Auch das Orga-Team selbst ist zufrieden damit, wie der Kongress angenommen wurde.

„Jeden Tag waren 100 Leute da, es war proppenvoll“, freut sich Sarah Herhausen. „Es war wirklich ordentlich. Und wir hatten auch für Essen und Service mit 100 kalkuliert.“

Denkanstöße auch abseits der Panels

Die Themenvielfalt sorgte auch über die Vorträge hinaus für reichlich Diskussionsstoff. „Bei den Nebengesprächen wurden die Dinge vertieft, man hat sich viele Anregungen geholt“, berichtet Nadine, die sich jedoch schwer tut, ein Highlight herauszupicken. Esra blieb der Vortrag der Bochumerin Lara Kirfel im Gedächtnis, die das Publikum aufforderte, anhand von Textausschnitten das Geschlecht des oder der Erzählenden zu erraten. Sarah fand ein Panel zu „Sexualität, Flora und Fauna“ sehr interessant, war aber ebenso beeindruckt von einem Vortrag über Ausschweifungen in den Bädern iranischer Herrscher, für welchen die Referentin Suzan Massoumi am Sonntag eigens aus Porto anreiste. „Es sind Sachen, mit denen man sich nie beschäftigt hat. Oder man hat erst hier von ihrer Existenz erfahren“, findet Sarah und fasst damit quasi den Kongress als Ganzes zusammen.

Nun folgt noch die Nachbereitung. Die OrganisatorInnen bringen einen Tagungsband heraus und müssen außerdem entscheiden, wem sie den Staffelstab für den nächsten Kongress 2015 übergeben; Kongress-TeilnehmerInnen von mehreren Unis haben bereits Interesse angemeldet.

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